Angehörige brauchen Hilfe
Viele pflegende Angehörige leiden unter der hohen Verantwortung, die sie übernommen haben. In Salzburg sind sie nun eingeladen, über ihre Belastungen und Wünsche Auskunft zu geben.
SALZBURG. Es ist eine große Herausforderung, einen Angehörigen Tag für Tag zu pflegen. Ganz besonders, wenn dieser Mensch an Demenz erkrankt ist. Etwa 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen werden zu Hause betreut. Die Demenz ist in höherem Alter die häufigste Ursache von Pflegebedürftigkeit. Die Pflege ist nicht nur körperlich anstrengend, wenn ein Körper gehoben, gewaschen und gebettet werden muss. Sie zehrt an den seelischen Kräften, wenn der Mensch nicht mehr so ist, wie man ihn kannte, und nahezu rund um die Uhr Zuwendung braucht. Diese Aufgabe überfordert Angehörige häufig, wenn sie selbst nicht wiederum Unterstützung in Anspruch nehmen können.
Pflegende Angehörige müssen also vor Überlastung bewahrt werden. Nur: Wie findet man heraus, wann der Zeitpunkt gekommen ist, an dem sie dringend Unterstützung brauchen?
Das ist eine der Fragen, die Maria Flamm, Vorstand des Instituts für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, und Jürgen Osterbrink, Vorstand des Instituts für Pflegewissenschaft der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU), in einer Studie klären wollen. „Wir wollen die Kommunikation zwischen pflegenden Angehörigen, den Hausärzten und den ambulanten professionellen Pflegediensten stärken“, sagen die beiden. „Es gibt Hilfsangebote, doch die Lage der pflegenden Angehörigen ist unklar. Wir wollen wissen, wie wir gut laufende Angebote ausbauen können, um Angehörige frühzeitig zu entlasten – vor allem im ländlichen Bereich, wo die Wege oft länger sind –, ehe sie in Burn-out oder in Depressionen rutschen. Wir wollen zudem der Politik Grundlagen für Entscheidungen geben“, erklären Maria Flamm und Jürgen Osterbrink.
Das sei angesichts der Zahlen dringend notwendig. Derzeit leiden in Österreich rund 130.000 Menschen an Demenz. Für das Jahr 2050 erwarten Mediziner eine Verdoppelung dieser Zahl. Die Demenz ist keine einheitliche Krankheit, sondern eine Kombination von kognitiven Symptomen und Verhaltensveränderungen. Zu den kognitiven Symptomen gehört die rasche Schädigung oder Zerstörung von Nervenzellen im Gehirn. Vor allem Gedächtnis, Sprache und die Fähigkeit, Alltagsprobleme zu lösen, sind betroffen. Hinzu kommen Wahrnehmungs- und Denkstörungen, Desorientiertheit und Persönlichkeitsveränderungen.
Für die Salzburger Studie werden pflegende Angehörige und Mitarbeiter professioneller Dienste sowie Hausärzte befragt. Dazu dienen Fragebögen und vertiefende Interviews.
Maria Flamm und Jürgen Osterbrink bitten demnach besonders pflegende Angehörige, an der Befragung teilzunehmen. Die Fragebögen können anonym ausgefüllt werden. Ein persönliches Interview wird nur durchgeführt, wenn dies auch erwünscht ist.
„Wir wollen wissen, was für die Unterstützung besonders sinnvoll ist.“