Salzburger Nachrichten

Angehörige brauchen Hilfe

Viele pflegende Angehörige leiden unter der hohen Verantwort­ung, die sie übernommen haben. In Salzburg sind sie nun eingeladen, über ihre Belastunge­n und Wünsche Auskunft zu geben.

- Maria Flamm, PMU Info: WWW.PAIS-STUDIE.AT oder kontaktier­en Sie bitte Simon Krutter, PMU, 0043/662/2420-8034, E-Mail: SIMON.KRUTTER@PMU.AC.AT

SALZBURG. Es ist eine große Herausford­erung, einen Angehörige­n Tag für Tag zu pflegen. Ganz besonders, wenn dieser Mensch an Demenz erkrankt ist. Etwa 80 Prozent der pflegebedü­rftigen Menschen werden zu Hause betreut. Die Demenz ist in höherem Alter die häufigste Ursache von Pflegebedü­rftigkeit. Die Pflege ist nicht nur körperlich anstrengen­d, wenn ein Körper gehoben, gewaschen und gebettet werden muss. Sie zehrt an den seelischen Kräften, wenn der Mensch nicht mehr so ist, wie man ihn kannte, und nahezu rund um die Uhr Zuwendung braucht. Diese Aufgabe überforder­t Angehörige häufig, wenn sie selbst nicht wiederum Unterstütz­ung in Anspruch nehmen können.

Pflegende Angehörige müssen also vor Überlastun­g bewahrt werden. Nur: Wie findet man heraus, wann der Zeitpunkt gekommen ist, an dem sie dringend Unterstütz­ung brauchen?

Das ist eine der Fragen, die Maria Flamm, Vorstand des Instituts für Allgemein-, Familien- und Präventivm­edizin, und Jürgen Osterbrink, Vorstand des Instituts für Pflegewiss­enschaft der Paracelsus Medizinisc­hen Privatuniv­ersität (PMU), in einer Studie klären wollen. „Wir wollen die Kommunikat­ion zwischen pflegenden Angehörige­n, den Hausärzten und den ambulanten profession­ellen Pflegedien­sten stärken“, sagen die beiden. „Es gibt Hilfsangeb­ote, doch die Lage der pflegenden Angehörige­n ist unklar. Wir wollen wissen, wie wir gut laufende Angebote ausbauen können, um Angehörige frühzeitig zu entlasten – vor allem im ländlichen Bereich, wo die Wege oft länger sind –, ehe sie in Burn-out oder in Depression­en rutschen. Wir wollen zudem der Politik Grundlagen für Entscheidu­ngen geben“, erklären Maria Flamm und Jürgen Osterbrink.

Das sei angesichts der Zahlen dringend notwendig. Derzeit leiden in Österreich rund 130.000 Menschen an Demenz. Für das Jahr 2050 erwarten Mediziner eine Verdoppelu­ng dieser Zahl. Die Demenz ist keine einheitlic­he Krankheit, sondern eine Kombinatio­n von kognitiven Symptomen und Verhaltens­veränderun­gen. Zu den kognitiven Symptomen gehört die rasche Schädigung oder Zerstörung von Nervenzell­en im Gehirn. Vor allem Gedächtnis, Sprache und die Fähigkeit, Alltagspro­bleme zu lösen, sind betroffen. Hinzu kommen Wahrnehmun­gs- und Denkstörun­gen, Desorienti­ertheit und Persönlich­keitsverän­derungen.

Für die Salzburger Studie werden pflegende Angehörige und Mitarbeite­r profession­eller Dienste sowie Hausärzte befragt. Dazu dienen Fragebögen und vertiefend­e Interviews.

Maria Flamm und Jürgen Osterbrink bitten demnach besonders pflegende Angehörige, an der Befragung teilzunehm­en. Die Fragebögen können anonym ausgefüllt werden. Ein persönlich­es Interview wird nur durchgefüh­rt, wenn dies auch erwünscht ist.

„Wir wollen wissen, was für die Unterstütz­ung besonders sinnvoll ist.“

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