Siezen, eine Frage der Höflichkeit
Der Meinung von Peter Spielbauer, die er in den SN vom 4. 11. 2016 („Wie verzopft ist Österreich?“) vertritt, kann ich mich nicht anschließen. Es ist nicht eine Frage des Alters, sondern ein Gebot der Höflichkeit, den Abstand zum Nächsten zu wahren und sich nicht wahllos mit jedermann Schreiben Sie uns! zu duzen. Es stört mich auch, wenn ich in Salzburg mit meiner Frau einen angeblichen Heurigen aufsuche und wir dort dann von Jugendlichen, die unsere Enkel sein könnten, mit einem saloppen „Griaß eich“begrüßt werden. Anders verhält es sich z. B. in Wien, wo meine Frau in Beiseln, in denen man das nicht erwartet hätte, mit „Gnä Frau“angesprochen wurde.
Auch irrt Herr Spielbauer, wenn er meint, dass das DuWort im gesamten englischen Sprachraum verwendet wird. Selbstverständlich kennt die englische Sprache ein „Sie“: Ich glaube nicht, dass die englische Königin oder der amerikanische Präsident erfreut wären, wenn Herr Spielbauer sie mit „Hello“oder „Hi“begrüßen würde. Auch mit der französischen Sprache hat man die Möglichkeit, einen Brief auf ich glaube 17 Arten nuanciert zu beenden.
Jedenfalls möchten meine Frau und ich nicht von uns nicht bekannten Leuten niedergeduzt werden. Auch habe ich meinen Titel ordnungsgemäß erworben, und es schreien allgemein nur jene Leute nach Abschaffung eines solchen, die keinen haben. Dr. Andreas Konradsheim