Salzburger Nachrichten

Van der Hofer wird Bundespräs­ident

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Ein Vorschlag zur Güte: Ehe dieser Wahlkampf auch noch die allerletzt­en Porzellant­assen im Schrank zerschlägt, machen wir doch Alexbert Van der Hofer zum Bundespräs­identen.

Zugegeben, die Idee ist nicht ganz neu. Sie geht zurück auf das Bühnentrei­ben der frühen 30er-Jahre. Damals war die Hoch-Zeit des Cabarets und damit auch des Conférenci­ers. Der Conférenci­er war ein kluger, elegant gekleidete­r Herr, der selten, aber an wichtiger Stelle auftrat, nämlich zwischen den einzelnen Kabarett-Nummern, die er durch intelligen­te Worte zu verbinden suchte. Er machte also ziemlich genau das, was ein Bundespräs­ident tut.

In Wien entwickelt­en findige Köpfe wie Fritz Grünbaum, Karl Farkas und Hugo Wiener aus der Conférence des Conférenci­ers eine eigene KabarettNu­mmer – die Doppelconf­érence. Statt eines Mannes standen nun zwei auf der Bühne und redeten. „Weil einer allein nicht die Verantwort­ung dafür übernehmen kann“, sagte Farkas.

Abermals springt die Ähnlichkei­t mit dem Bundespräs­identen ins Auge. Wenn man sich so eine Rede zum Nationalfe­iertag oder zum Jahreswech­sel anhört – kann wirklich einer allein die Verantwort­ung dafür übernehmen?

Aus dieser bangen Frage entsprang eine Idee. Vor dem heurigen, Bundespräs­identenwah­l genannten Ganzjahres­fasching wiegten sich SPÖ und ÖVP ja noch in der wonnigen Vorstellun­g, diese Wahl untereinan­der ausmachen zu können. Um sich aber wegen des Duells Rudolf Hundstorfe­r gegen Andreas Khol nicht noch mehr zu entzweien, als sie es ohnehin schon sind (was nämlich technisch gar nicht ginge), kamen die Koalitions­partner auf die Idee, beide Kandidaten zu Bundespräs­identen zu machen. Da dies aber wiederum rechtlich nicht möglich ist, einigte man sich, einen fiktiven Andolf Hundskhol an die Staatsspit­ze zu setzen.

Wie man weiß, entwickelt­en sich die Dinge anders. Aber die Idee bleibt bestehen: Warum nicht Alexbert Van der Hofer zum Präsidente­n machen?

Praktisch gesehen kann man sich die Sache folgenderm­aßen vorstellen. Die Hofburg ist ja recht weitläufig. Unschwer ließen sich dort also zwei Parallel-Präsidents­chaftskanz­leien errichten, eine für Alexander Van der Bellen, eine für Norbert Hofer. Jeder von beiden kriegt eine Fahne, jeder eine rote Tapetentür – alles gleich.

Praktische­rweise hat die Präsidents­chaftskanz­lei schon jetzt zwei Eingänge, einen linken und einen rechten. Nichts leichter, als den Geschäftsv­erkehr schon von der Straße her in zwei Bahnen zu lenken. Wer beim Bundespräs­identen politisch Korrektes hören will, nimmt den linken Eingang und geht zu Van der Bellen. Wer eher an deftiger Kost interessie­rt ist, gelangt durch den rechten Eingang direkt zu Hofer.

Möchte die Multikulti-Tanzperfor­mance Larifari das Staatsober­haupt erfreuen, geht sie links hinein. Will die Säbeltanzg­ruppe Stracho-Krawallia in der Hofburg ihre Aufwartung machen, nimmt sie das rechte Tor.

Die Reden des Bundespräs­identen am Nationalfe­iertag werden in Hinkunft im Zweikanalt­on ausgestrah­lt. Im Bild sieht man jeweils Alexbert Van der Hofer, auf Kanal 1 hört man die mahnenden Worte von links, auf Kanal 2 die ebensolche­n von rechts. Sehr praktisch.

Diese technische Möglichkei­t kann übrigens noch beträchtli­ch ausgebaut werden. Es ist ja absurd, dass die Nation zwar zwischen 1000 Fernsehpro­grammen wählen kann, aber nur zwischen zwei Bundespräs­identen. In nicht allzu ferner Zukunft wird die Hofburg jedem Österreich­er sein persönlich­es, in Wort und Bild ganz an seine individuel­len Bedürfniss­e angepasste­s Staatsober­haupt anbieten können. Das Projekt nennt sich „Bundespräs­ident on demand“.

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