Euro 4 bringt Zweiradschwung
Motorradtrends in diesem Herbst. Renaissance der Superbikes, gestärkte „Nackte“.
Die EU-Verordnung Euro 4, die ab 1. Jänner 2017 für Motorräder gilt, beherrschte die Themen auf den großen Messen in Köln und Mailand. Mit Euro 4 sollen die Motorräder nun leiser, sauberer durch geringeren Verbrauch und sicherer werden (ABS wird Pflicht). Der Entwicklungsaufwand wird jedoch umfangreicher und kostspieliger. Die Prestigeobjekte, die Superbikes, die in den letzten Jahren starke Absatzeinbußen verzeichneten, erleben eine Renaissance. Honda bringt die sehnsüchtig erwartete neue Fireblade CBR1000RR (Bild links) in zwei SP-Versionen nun auf Augenhöhe der Mitbewerber. Der Reihenvierzylinder leistet nun 192 PS, hat ein elektronisches ÖhlinsFahrwerk, wiegt nur 195 Kilogramm vollgetankt und verfügt über alle elektronischen Helferlein, die derzeit machbar sind (gemäß Slogan „Total Control“). Auch Suzuki erinnert sich seiner glorreichen Superbike-Vergangenheit und präsentiert die völlig neu entwickelte GSX-R1000 ebenfalls in zwei Varianten (Schwerpunkt Straße bzw. Rennstrecke). Brutale 202 PS soll der Reihenvierzylinder leisten (mit komplettem Elektronikprogramm, wobei einige Entwicklungen des MotoGP-Renners eingeflossen sind).
Alle wollen die BMW S1000RR vom Thron stoßen, die jedoch ebenfalls ein Update über sich ergehen lassen musste. Leistung und Preis bleiben gleich, Optik und Elektronik machen den Unterschied. Kawasaki machte die ZX-10R noch schärfer und hängt ein zweites R dran, der SuperbikeWeltmeister lässt grüßen. Der direkte MotoGP-Ableger des vorjährigen Weltmeisters Jorge Lorenzo, die R1M Version 2017, ist bei Yamaha wieder online bestellbar.
Einen völlig anderen Zugang verspricht Ducati und erinnert sich an die traditionellen Supersport-Modelle der 1990er-Jahre. Superscharfe Optik, aber beherrschbare Leistung und kinderleichtes Handling sind die Ziele des neuen Konzepts des „Sport Road Bikes“aus Bologna. Der bekannte 937Kubikzentimeter-V2-Motor mit 113 PS wird mit Teilen des Monster-Regals vervollständigt, und die S-Variante fällt mit einem Öhlins-Fahrwerk auf.
Trotz der verschärften Vorschriften wächst das Angebot der Retrobikes. Das RnineT-Konzept der Bayern wächst weiter, die neue BMW RnineT Pure besteht fast nur mehr aus dem klassischen Boxermotor und einem Minimum an Motorrad herum. Die „Racer“bekommt eine sportliche Sitzposition und Halbverkleidung.
Honda surft mit dem luft-/ölgekühlten Reihenvierzylinder der CB1100EX weiter auf der Retrowelle, verbessert diese Wuchtbrumme und stellt die puristische RS-Variante an ihre Seite. Triumph erweitert die Zweizylinder-Reihe mit neuen 900erTwins, die Street Cup und die T100/Black mit milder Leistung von 55 PS.
Im Reiseenduro-Segment erneuert KTM überraschend die komplette Adventure-Palette mit fünf neuen Modellen. Die kleinste Adventure bekommt gleich 30 PS mehr und heißt jetzt mit 125 PS 1090er. Die frühere 1190er bekam nun den großen V2-Motor (1301 Kubikzentimeter) mit 160 PS und nennt sich nun generell Super Adventure 1290. Gemeinsam sind der Adventure-Reihe der fast abartige Insektenblick und zwei „R“-Ableger mit orangem Rahmen, offroadtauglichen Federwegen und Speichenrädern. Auch bei den Naked Bikes gehen die meisten Modelle gestärkt aus der Euro-4Kur. Die BMW S1000R gewinnt fünf PS und verliert zwei Kilogramm, ein gedämpfter Lenker soll Vibrationen vom Fahrer fernhalten. Suzuki erneuerte die GSX-S 750 mit frischem Design und sechs PS mehr auf 114S. Yamaha überarbeitete den Kassenschlager MT-09 vor allem in der Ausstattung. Das Topmodell MT-10 mit dem Kürzel „SP“kann nun ein edles semiaktives ÖhlinsFahrwerk vorweisen.
Kawasaki präsentiert die neue Z650 und die sportliche 650 Ninja mit dem 649-Kubik-Paralleltwin und hob eine neue Z900 mit sehr leichtem Rahmen und sportlichen 125 PS aus der Taufe, welche die Z800 und Z1000 ersetzen soll.