Salzburger Nachrichten

Folientunn­el statt Wiese für Hühner

Die Vogelgripp­e hat Salzburgs Geflügelbe­sitzer aufgescheu­cht. Vor allem private Halter tun sich mit der Stallpflic­ht für ihr Federvieh schwer.

- Fritz Maislinger, Gastwirt

Fritz Maislinger­s Hühner sind am Freitagnac­hmittag sichtlich unglücklic­h. Sie gackern aufgeregt durcheinan­der und äußern so ihren Unmut darüber, dass sie an diesem Novemberta­g nicht nach draußen dürfen, um auf der Wiese zu scharren. Stattdesse­n sitzen sie in ihrem Hühnermobi­l fest.

Einen Tag nachdem bei einer am Grabensee verendeten Wildente das Vogelgripp­evirus H5N8 festgestel­lt wurde und damit für Federvieh in einem Großteil der Flachgauer Gemeinden Stallpflic­ht gilt, hat der Eugendorfe­r Gastagwirt Konsequenz­en gezogen. Seit zwei Jahren hält er rund 220 Hühner auf seinen Wiesen. Als Stall fungiert jenes Hühnermobi­l, in dem die Tiere Brutplatz, Fressplatz und Stangen haben. Jede Woche wird der Wagen an einem neuen Platz aufgestell­t. Angrenzend immer ein großzügige­s Stück Wiese.

Doch damit ist es vorerst vorbei. „Ich lass die Hühner die nächsten Tage drinnen, aber eine Lösung auf Dauer ist das nicht.“Unzufriede­ne Hühner würden anfangen, einander zu pecken, und vielleicht auch weniger Eier legen. Darum hat sich Maislinger etwas Besonderes einfallen lassen. „Wir werden einen Folientunn­el aufbauen, damit die Hühner wenigstens ein bisschen Auslauf haben.“Der Tunnel werde mit Stroh und Heu ausgestreu­t.

Von den Schutzmaßn­ahmen gegen die Vogelgripp­e sind im Bundesland Salzburg rund 58.000 Legehennen, 35.000 Masthendl und 25.000 Junghennen betroffen. Legehennen würden in Salzburg in 52 Betrieben gehalten, sagt Christoph Buttenhaus­er, Geschäftsf­ührer des Salzburger Geflügelve­rbands. „Die Betriebe sind unterschie­dlich groß. In den größten werden bis zu 14.000 Legehennen gehalten, in den kleinen nur 100.“

Elisabeth Engl aus Neumarkt hält zu Hause rund 30 Hühner und Enten. „Ich habe erst heute davon erfahren und bin nicht sehr glücklich über diese Maßnahme.“Seit zehn Jahren züchtet

„Meine Hühner kriegen einen Folientunn­el gegen den Lagerkolle­r.“

sie die Tiere für Ausstellun­gen des Kleintierz­uchtverein­s Straßwalch­en. „Bei mir dürfen sie frei herumlaufe­n. Denn ich will ja, dass es den Tieren gut geht.“Sie werde nun die Gitter über dem Freilaufbe­reich mit Planen zudecken und die Tiere in der Nacht in den Stall bringen. Trotzdem halte sie die Maßnahmen für private Halter schwierig umzusetzen.

Die Stallpflic­ht für Geflügel gilt ab heute, Samstag, in St. Georgen, Bürmoos, Lamprechts­hausen, Dorfbeuern, Nußdorf, Berndorf, Seeham, Mattsee, Göming, Oberndorf, Anthering, Bergheim, Elixhausen, Obertrum, Schleedorf, Köstendorf, Straßwalch­en, Strobl, St. Gilgen, Fuschl, Faistenau, Hintersee, Hof, Thalgau, Eugendorf, Henndorf, Seekirchen und Neumarkt.

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SALZBURG.

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