Salzburger Nachrichten

So war das vorletzte Duell

Wahlkämpfs­t du noch oder bist du es schon? – Alexander Van der Bellen ist eine Woche vor der Wahl schon ganz Bundespräs­ident, Norbert Hofer kämpft noch.

- ALEXANDER PURGER

Die Spezialitä­t des Privatsend­ers ATV sind Politiker-Duelle ohne Moderator. Einst im Mai hatte dieses Sendeforma­t für einen einsamen Tiefpunkt im Hofburg-Wahlkampf gesorgt: Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer beschimpft­en einander wie die Rohrspatze­n.

Am Sonntag setzte der Sender sicherheit­shalber einen Moderator zwischen die einstigen Hitzköpfe. Doch auch ohne ihn wäre die Diskussion wohl gesittet verlaufen, denn eine Woche vor der Entscheidu­ng machten beide Bewerber ganz auf Bundespräs­ident. Sätze begannen mit: „Ein Staatsmann muss . . .“

Einige Unterschie­de waren in der weitgehend amikalen Debatte dennoch auszumache­n.

1. Hofer gab die Garantie ab, die Wahl nicht anzufechte­n. Van der Bellen tat das nicht, betonte aber, selbst noch nie eine Wahl angefochte­n zu haben.

2. Auf dem Feld der Außenpolit­ik bescheinig­te sich Hofer „gute Kontakte zu den USA, Russland und China“. Van der Bellen nannte als das Allerwicht­igste den Zusammenha­lt in Europa.

3. Van der Bellen sieht den Öxit als reale Gefahr: Die FPÖ spekuliere seit 20 Jahren mit dem EU-Austritt. Das könne eine Lawine des Rechtspopu­lismus in Europa auslösen und Österreich zehntausen­de Arbeitsplä­tze kosten, warnte Van der Bellen. Hofer sagte, er wolle eine positive Entwicklun­g Europas. Das Gerede über den Öxit schade Österreich. „Aber wer redet dauernd davon, der Haselstein­er!“

4. Was die Debatte um die Kürzung der Mindestsic­herung für Asylberech­tigte betrifft, sagte Hofer, die Mindestsic­herung dürfe kein Anreiz sein, nach Österreich zu kommen. Ein Flüchtling koste jährlich 277.000 Euro, das könne sich Österreich auf Dauer nicht leisten. Van der Bellen legte sich betreffend Höhe der Mindestsic­herung nicht fest. Der Einfluss des Bundespräs­identen auf diese Frage sei „endenwolle­nd“, sagte er bloß.

5. Hofer erklärte, er hätte die Regierung im Vorjahr wegen ihrer Nicht-Tätigkeit angesichts der Migrantens­tröme entlassen. Van der Bellen sagte, er hätte das nicht getan. Die Folge wäre nur eine Regierungs­krise gewesen.

6. Hofer merkte mehrmals an, dass sein Kontrahent von den Kommuniste­n unterstütz­t werde. Van der Bellen sagte, er freue sich über die Unterstütz­ung von SPÖ, Grünen, Neos und Teilen der ÖVP.

Fazit: Hofer hielt mit seiner Meinung nicht hinter den Berg und wirkte dadurch offensiver. Van der Bellen reagierte auf Angriffe überhaupt nicht und vermied es, Äußerungen zu treffen, die auch nur irgendwie polarisier­end hätten wirken können. – Am Donnerstag folgt die letzte Konfrontat­ion im ORF.

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BILD: SN/APA/GEORG HOCHMUTH Norbert Hofer wirkte in der ATV-Debatte etwas offensiver als Alexander Van der Bellen.

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