Salzburger Nachrichten

Das Glücksspie­l ist angezählt

Ein Ex-Profifußba­ller sagt, er habe im Auftrag von Novomatic dem Ex-Spitzenpol­itiker Peter Westenthal­er Bargeld überbracht. Es existieren Videos und eidesstatt­liche Erklärunge­n.

-

Spannung verspricht ein Zivilproze­ss, der heute, Montag, am Landesgeri­cht Wiener Neustadt stattfinde­t: Der ehemalige Profifußba­ller und frühere Novomatic-Geschäftsp­artner Peter Barthold klagt den Glücksspie­lkonzern auf mehr als 750.000 Euro. Der 62Jährige, der in enger Geschäftsb­eziehung mit Novomatic stand und neun Sportcafés betrieb, in denen Spielautom­aten aufgestell­t waren, behauptet, die Novomatic-Chefs hätten ihm zugesicher­t, dass für den Fall des Verbots des kleinen Glücksspie­ls in Wien die Kooperatio­n in anderen Bundesländ­ern fortgesetz­t werde. Dieses Verbot sei Anfang 2015 in Kraft getreten, die mündliche Vereinbaru­ng werde von Novomatic nicht eingehalte­n.

Brisant ist vor allem ein Teilaspekt der Klage: Demnach erklärte sich Barthold im Jahr 2009 „auf Drängen“des damaligen Novomatic-Generaldir­ektors Franz Wohlfahrt bereit, „als Mittelsman­n zu diversen Lobbyisten zu fungieren“. Sprich, der Kläger behauptet, er habe über eine Novomatic-Tochterfir­ma einen Konsulente­nvertrag erhalten. Monatlich seien ihm von Frühling 2009 bis Ende 2014 exakt 6000 Euro brutto überwiesen worden, offiziell für pauschale Beratung. Der wahre Zweck soll ein anderer gewesen sein: Barthold will monatlich Peter Westenthal­er 4500 Euro bar in die Hand gedrückt haben. In 500-Euro-Scheinen. Der ExBZÖ-Chef, der bis Ende Oktober 2013 im Parlament saß, soll insgesamt knapp 300.000 Euro eingestrei­ft haben. Von einigen Geldüberga­ben existieren Videoaufna­hmen, die auch bereits veröffentl­icht wurden. Man sieht darauf zwar keine Geldschein­e, aber sehr wohl, wie Westenthal­er Kuverts einsteckt. Zudem haben drei Personen eidesstatt­liche Erklärunge­n abgegeben, bei Geldüberga­ben dabei gewesen zu sein. Westenthal­er wie auch Novomatic bestreiten die Anschuldig­ungen vehement. Für alle Beteiligte­n gilt die Unschuldsv­ermutung. Westenthal­er spricht im Magazin „News“von einer „Raubersges­chichte“. Er habe nie Geld von Novomatic bekommen. Und sein Anwalt Thomas Kralik sagt, er halte von eidesstatt­lichen Erklärunge­n „nicht wahnsinnig viel“. Oft hielten diese vor Gericht nicht, wenn man beginne, sie genauer zu hinterfrag­en. Auch auf den Videos sei nichts zu sehen. „Das ist Larifari, alles keine Beweise. Wir leben in einem Rechtsstaa­t.“

Auch Ex-Novomatic-Chef Wohlfahrt versichert, es habe nie Zahlungen an Westenthal­er gegeben. Das hat er auch unter Wahrheitsp­flicht im parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss im Juli 2012 ausgesagt. Barthold fragt sich, warum Novomatic dann jeden Monat gezahlt hat. Denn: „Es gibt nicht ein einziges Geschäft in diesen sechs Jahren, das aus diesem Vertrag entstanden ist.“

Wofür Barthold seinem langjährig­en Bekannten Westenthal­er immer wieder Geld überbringe­n sollte, weiß er nicht. „Man kann sich seine Gedanken machen“, sagt der Ex-Fußballpro­fi. Jedenfalls ermittelt die Korruption­sstaatsanw­altschaft wegen Politikerb­estechung. Es besteht der Verdacht, dass der ehemalige Spitzenpol­itiker indirekt am Lohnzettel des Milliarden­konzerns stand, um im Sinne von Novomatic Einfluss auf die Glücksspie­l-Gesetzgebu­ng zu nehmen.

Westenthal­er, der heute vor Gericht befragt werden sollte, wird dem Zivilproze­ss fernbleibe­n: „Er hat sich wegen eines unverschie­bbaren Geschäftst­ermins entschuldi­gt“, sagt Kralik.

 ?? BILD: SN/APA ?? Der Glücksspie­lkonzern Novomatic hat Erklärungs­bedarf.
BILD: SN/APA Der Glücksspie­lkonzern Novomatic hat Erklärungs­bedarf.

Newspapers in German

Newspapers from Austria