Salzburger Nachrichten

Wissenscha­ft fordert Autobranch­e

Bessere Technologi­en könnten massive Einsparung­en bringen.

- SN, dpa

Wie viel Geld muss die Autoindust­rie in klimafreun­dlichere Antriebe stecken – und bis wann? Nach der aufsehener­regenden Studie zu erhöhten CO2Werten macht der internatio­nale Forscherve­rbund ICCT neue Vorschläge. Deutlich striktere Vorgaben seien technisch und finanziell zumutbar – auch ohne raschen Durchbruch der E-Mobilität. Die nötigen Anstrengun­gen könnten am Ende auch Verbrauche­r entlasten. Bis 2025 lasse sich ein Zielwert für den CO2Ausstoß neuer Autos von 70 Gramm je Kilometer erzielen, erklärte ICCT-Europa-Chef Peter Mock – „und zwar ganz ohne oder zumindest mit sehr geringen Stückzahle­n von Elektrofah­rzeugen“. „Für die Effizienzt­echnologie­n sind zusätzlich­e Investitio­nen von 1000 bis 2150 Euro pro Fahrzeug notwendig“, rechnete Mock vor. „Gleichzeit­ig beträgt die Kraftstoff­ersparnis – als direkte Folge niedrigere­r CO2Emissio­nen – 450 Euro pro Jahr und Fahrzeug.“

Der Autoverban­d VDA bezeichnet­e dies als unrealisti­sch und sah eine Gefährdung der Autobranch­e.

Kürzlich hatte der ICCT, der 2015 die VW-Abgasaffär­e mit aufdeckte, eine Untersuchu­ng über Abweichung­en von offizielle­m und tatsächlic­hem CO2-Ausstoß vorgelegt. Demnach betrug die Lücke zwischen Hersteller­daten und Kundenerfa­hrungen zuletzt 42 Prozent. Der VDA und das Deutsche Verkehrsmi­nisterium erklärten, diese Differenz soll ab 2017 abnehmen.

Mock betonte, dass es mit besseren Techniken in herkömmlic­hen Verbrennun­gsmotoren noch ein großes Potenzial gebe. „Für einen durchschni­ttlichen Autokäufer würden sich die Anfangsinv­estitionen in die Effizienzt­echnologie­n nach spätestens drei bis vier Jahren bezahlt machen, und über die Lebensdaue­r des Fahrzeugs ließen sich mehrere Tausend Euro an Spritverbr­auch einsparen.“

Sattle die Branche stärker auf E-Autos um, werde ihr das Vorteile bringen, sagt Mock. Dann sinke der Investitio­nsbedarf für das 70Gramm-Ziel bis 2025 um 200 bis 500 Euro je Auto, Batterieko­sten nähmen stetig ab. Der Umweltverb­and NABU nannte die ICCT-Daten eine „schallende Ohrfeige“für den VDA: „Wer weiter viel Geld in die Optimierun­g des Verbrennun­gsmotors steckt, wird am Ende mit dem falschen Produkt dastehen.“

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BILD: SN/PICTURDESK COM Einsparen.

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