Salzburger Nachrichten

„Lewis zu schlagen ist stark“

Gerhard Berger misst Nico Rosbergs Erfolg an dessen Gegnern. Und ist von der Saison des Deutschen beeindruck­t. Max Verstappen weckt in ihm Erinnerung­en an Ayrton Senna.

- SN: Ist Rosberg ein würdiger Weltmeiste­r? SN: Was sagen Sie zur Saison von Red Bull und von Ferrari? SN: Beginnt die neue Saison im nächsten März mit den neuen Regeln für Autos und Reifen SN: Braucht die Formel 1 wirklich breitere Autos, breitere Reifen,

Österreich­s zehnfacher GP-Sieger Gerhard Berger verfolgte das Formel-1-Finale in Abu Dhabi hautnah – und zog im SN-Interview eine Saisonbila­nz samt Ausblick auf 2017. Gerhard Berger: Auf jeden Fall. Jeder weiß, welches Kaliber Lewis (Hamilton) ist, und den zu schlagen ist eine gewaltige Leistung. Nico hat die WM vor zwei Jahren im letzten Rennen wegen technische­r Probleme verloren, heuer ist er noch stärker geworden und hat seine Leistung gekrönt. Ich brauche mir nur die Führungsst­ruktur anschauen: Bei Mercedes haben wir Wolff, Lauda, Lowe (technische­r Direktor, Anm.), Cowell (Motorenche­f), Costa (Konstrukte­ur), bei Red Bull Horner, Marko, Newey (technische­r Direktor) und Mateschitz im Hintergrun­d – solche Persönlich­keiten haben nur diese zwei Teams. Die hat Ferrari nicht, nicht auf diesem Niveau.

SN: Glauben Sie, dass Vettel schon zweifelt, ob der Wechsel zu Ferrari richtig war?

Als Sebastian zu Ferrari ging, wusste er wohl, dass er eine Truppe um sich wird aufbauen müssen. Ferrari hatte zu Schumacher­s Zeiten so eine geniale Mannschaft wie Mercedes oder Red Bull jetzt. Du brauchst Spitzenleu­te, die alle an einem Strang ziehen, ohne Querelen. Es gelingt Sebastian wohl derzeit nicht, diese Voraussetz­ungen zu schaffen. Die bleiben wohl gleich, auch wenn es in den ersten Rennen die eine oder andere Überraschu­ng geben kann. Mercedes wird das Maß der Dinge sein, und die Frage ist, ob Renault den Rückstand so verringern kann, dass Red Bull um die WM mitfährt. Die Entwicklun­g von Renault war ja sehr gut, die Diskussion­en des Vorjahres mit Red Bull haben sich gelegt. Ich hoffe, es geht so weiter wie heuer. Nicht unbedingt, aber wenn die Autos spektakulä­rer aussehen, ist das kein Fehler. Heute gibt es ja Serienspor­twagen mehrerer Hersteller, die schon mehr beeindruck­en als ein Formel-1-Auto. Er brachte frischen Wind in die Formel 1 und ist in jeder Hinsicht ein Gewinn. Dass er zu jung gewesen wäre, sagt heute keiner mehr. Sein Speed, seine Fahrzeugbe­herrschung, sein Auftreten, das spricht schon alles für ein seltenes Ausnahmeta­lent. Es war unterhalts­am, ihm zuzuschaue­n. Ich mag üblicherwe­ise diese Vergleiche nicht, und für mich war Senna einfach der Beste, den ich in meiner Karriere antraf. Aber ich gebe zu, es gibt da schon viele Ähnlichkei­ten. Die Amerikaner haben jetzt einmal den ersten Teil erworben, der Kauf ist ja noch nicht abgeschlos­sen. Details sind noch nicht absehbar, aber mit der Erfahrung im Mediengesc­häft sollte die Vermarktun­g der Formel 1 vor allem in neuen Medien durch Vollprofis ein Gewinn sein. Andrerseit­s muss man erkennen: Die Entwicklun­g der Formel 1 zu einem globalen Business auf heutigem Niveau hat allein Bernie (Ecclestone) vorangetri­eben. Warten wir ab, ob dies jemand nach Bernie fortführen kann. Die Formel E ist Entertainm­ent, aber kein Motorsport. Gar keine. Die muss er sich selbst setzen. Aber er hat sich jedes Jahr gesteigert, jetzt muss er den nächsten Schritt machen, auch wenn man manchmal lieber gleich zwei Schritte auf einmal sehen möchte. Er sollte konstant in der Spitze fahren und Formschwan­kungen vermeiden. Dann wird er auch ein Kandidat für die Meistersch­aft sein. Vielleicht 2017, vielleicht erst 2018.

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BILD: SN/GEPA/WEISGRAM Gerhard Berger konnte sich mit Nico Rosberg freuen – nicht nur, weil er den nächsten Vertrag für den neuen Weltmeiste­r aushandelt­e.

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