Salzburger Nachrichten

Eine Gemeinde rüstet sich für die Katastroph­e

- ZELL AM SEE.

Nach tagelangen Regenfälle­n kam es in Zell am See am 2. Juni 2013 zur Katastroph­e: Zahlreiche Muren gingen ab. Hänge rutschten weg. Häuser standen unter Wasser und wurden evakuiert. Die Einsatzkrä­fte sollten am besten überall gleichzeit­ig sein.

Einen Teil der Verantwort­ung musste völlig überrasche­nd Peter Padourek schultern. Der heutige Ortschef war damals Zweiter Vizebürger­meister. Padourek: „Es war ein langes Wochenende. Der Bürgermeis­ter war auf Urlaub, der Vizebürger­meister ebenso. Und der Feuerwehrk­ommandant war auch nicht da.“Dazu kam, dass der ganze Bezirk Katastroph­engebiet war und der Katastroph­enstab der BH sich um alle 28 Gemeinden kümmern musste. Auch von außen war keine Hilfe zu erwarten. Sämtliche Straßen in den Bezirk waren blockiert. Padourek: „Ich habe dann gefragt, ob es bei der Gemeinde einen Plan gibt. Es gab keinen. In diese Situation will ich nicht noch einmal kommen.“

Um gerüstet zu sein, hat Zell am See als erste Gemeinde Salzburgs in Abstimmung mit dem Land und den Einsatzkrä­ften einen eigenen Katastroph­enplan entwickelt. Nun ist geregelt, wer bei der Gemeinde im Ernstfall für die Rekrutieru­ng von Helfern, für die Verpflegun­g oder für die Informatio­n der Bevölkerun­g zuständig ist. „Jede Funktion ist dreifach vergeben“, sagt Padourek. Alle Mitarbeite­r im Rathaus wurden eingebunde­n. Dazu hat man ein Katastroph­enHandbuch erstellt, in dem sich zum Beispiel wichtige Telefonnum­mern finden. Wo kann man anrufen, wenn man am Wochenende schnell 100 Tonnen Schotter oder 500 Wurstsemme­ln braucht?

Markus Kurcz vom Katastroph­enschutz beim Land sagt, grundsätzl­ich sei bei Katastroph­en die BH zuständig. Die habe das bisher auch erledigt. „Aber die Intensität der Ereignisse hat zugenommen. Die Gemeinden sind sensibilis­iert. Das ist gut.“Man könne Zell am See ein Pilotproje­kt nennen. „Wir wollen Erfahrunge­n ableiten, wie wir in anderen Gemeinden vorgehen. Es hat aber nicht jede Gemeinde die Ressourcen von Zell am See. Und auch ein Plan kann im Ernstfall nicht Entschloss­enheit und Tatkraft ersetzen.“

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