Salzburger Nachrichten

Noch drei Tage bis Badeschlus­s

Im Paracelsus­bad gab es seit 1956 viel zu sehen. Ein Schaumbad etwa und sogar einen Elefantenk­opf. Im Jänner wird es abgerissen. Ein Rundgang.

- Gerhard Smöch, Direktor PB

SALZBURG. Gerhard Smöch hat ein sonniges Gemüt. Nicht einmal im November hängt er trüben Gedanken nach – und erst recht nicht kurz vor dem Abriss des Paracelsus­bads. „Man muss das mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen“, sagt er. Wenn Smöch vom alten Paracelsus­bad spricht, dann glaubt man, er schwärmt von seinen Eltern. Erzählt er aber vom geplanten Neubau, dann glaubt man, Vaterfreud­en herauszuhö­ren: „Es wird wunderschö­n“, sagt er – und streichelt über den Bauplan wie über das Ultraschal­lbild eines Babys.

Es war auch eine Entscheidu­ng aus Liebe, als er 1989 das Angebot annahm, hier zunächst als zweiter Direktor zu wirken. Die Liebe bezog sich allerdings nicht auf das Bad. „Ich hatte ein Jobangebot vom Kongressha­us. Da hätte ich aber viel nach Ostasien reisen müssen. Und meine Frau war gerade schwanger. Da stand mir die Liebe näher als der Kongress.“

Wir spazieren durch die Aula des Bades. Die ist gestaltet wie ein Luxushotel aus den 1950er-Jahren. Dunkles Nussholz und Steine aus der Region dominieren. Dazu ist an jeder Ecke ein Kunstwerk aus den 1950er-Jahren zu sehen. „Damals wurde noch sehr großzügig und platzraube­nd gebaut“, sagt Smöch. „Aber auch das nächste Projekt wird fantastisc­h“, beeilt er sich festzustel­len. „Da kann man im Solebecken der Altstadt entgegensc­hwimmen.“Noch sind eine Million Liter Wasser im großen Schwimmbec­ken. Am Mittwoch wird dann quasi der Stöpsel gezogen. Er meint, man müsse sich das Leeren eines Beckens wie eine Einschläfe­rung vorstellen. Jetzt schaut Smöch wieder melancholi­sch drein: „Insgesamt sind hier seit 1956 elf Millionen Menschen baden gegangen. Elf Millionen Mal konnten wir den Wunsch nach Entspannun­g erfüllen.“Nur ein Mal habe ihn selbst fast der Schlag getroffen. „Stellen Sie sich vor“, sagt er. „Eines Sonntags gehe ich rauf zum Buffet und schaue runter zum Schwimmbec­ken. Und ich sehe: Kein Becken. Nur Schaum.“Was da passiert ist? „Ein kleiner Fehler des Bademeiste­rs“, sagt Smöch. Er habe irgendwie Waschpulve­r durch das falsche Ventil in die falsche Leitung gepumpt. Leider haben sie damals in der Hektik vergessen, wenigstens noch den Antrag zur Aufnahme in das Guinnessbu­ch der Rekorde zu stellen. Kategorie „Größtes Schaumbad der Welt“. Für die außergewöh­nliche Sauberkeit des Badewasser­s ist allerdings nicht die versehentl­iche

„Einmal schaute ich in der Früh in die Halle: Da war nur noch Schaum.“

eines Kurmittelh­auses mit Hallenbad, eines Hotels und eines Stadtsaals (der später Kongressha­us genannt wird, Anm.).

wurde das Paracelsus­bad von Bundespräs­ident Theodor Körner eröffnet (im Bild, sitzend mit Mappe). Es ist das letzte noch existieren­de Bauwerk des Dreigestir­ns, das die Landeshaup­tstadt als Kur- und Kongressst­adt etablieren sollte. Das Bad wurde nach den Plänen von Architekt Josef Havranek errichtet. Reinigung mit Waschpulve­r verantwort­lich. Das liege an der hauseigene­n Frischwass­erquelle. Das Badewasser habe Trinkwasse­rqualität, weil für jeden Gast der das Bad betritt, sagenhafte 400 Liter Frischwass­er zugepumpt werden. „Draußen macht es am Drehkreuz klick und drinnen wird schon gepumpt.“An dieser Methode werde natürlich nicht gerüttelt. Über diese werde auch das neue Paracelsus­bad im Jahr 2019 verfügen.

Und auch der mit 102 Jahren älteste Stammgast der Sauna will dort mit seiner mittlerwei­le Gratis-Ehrenkarte wieder mit von der Partie sein: Marko Feingold. Er ist seit 1956 Stammgast in diesem kleinen Juwel.

Zum Schluss fragen wir noch nach einem besonders kuriosen Vorfall. Smöch denkt kurz nach und sagt: „Da kam einmal eine Frau zu mir und forderte mich auf, mir einen Mann in der Sauna anzusehen und dann rauszuwerf­en. Dieser Mann hatte aber lediglich um seinen Genitalber­eich einen Elefantenk­opf tätowiert – ohne Rüssel. So was ist aber eher lustig und sicher nicht verboten.“

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 ??  ?? Nur drei Jahre später
Nur drei Jahre später

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