Salzburger Nachrichten

Das Platzen aller großen Biathlon-Träume

- Joachim Glaser

Die Attraktivi­tät des Biathlonsp­orts ist unbestritt­en, die kommenden Weltmeiste­rschaften in Hochfilzen sind so gut wie ausverkauf­t. Fast in Vergessenh­eit geraten ist, dass Salzburg ein Pionier dieser Sportart gewesen ist. Die allererste­n Weltmeiste­rschaften fanden 1958 in Saalfelden statt, genau 30 Jahre ist es her, dass der Auftakt zum Weltcup in Obertauern erfolgte. Weshalb Obertauern? Weil in Hochfilzen kein Schnee lag, fragte man in Obertauern an; dort lag genug Schnee und die Funktionär­e um den rührigen Tourismusm­anager Dieter Kindl sagten sofort Ja, ihre Gäste waren damals zeitgleich schon die deutschen Alpinen um Markus Wasmeier. Es wurde viel improvisie­rt, die Wirte sprangen als Kabelträge­r ein, fast jeder Einwohner stellte sich in den Dienst der Sache – und die Aktiven aus 19 Nationen waren froh, ihre Rennen zu haben. Auf der schweren Loipe in über 1700 Meter Höhe, die vor dem Sprint durch 50 Zentimeter Neuschnee noch schwerer wurde, waren Russen und Schweden siegreich, bester Österreich­er war Franz Schuler als Dritter über 10 km.

In Obertauern war das Kapitel Biathlon-Weltcup damit abgeschlos­sen, sieben Jahre später gab es in Salzburg die nächste Ausgabe: Der SC Bad Gastein organisier­te den Weltcupsta­rt 1993 in Sportgaste­in auf 1600 Meter Höhe und hoffte nach dem Wegfall des Silberkrug-Rennens der Damen auf ein neues Standbein. Russen und Franzosen dominierte­n, die gute Organisati­on der sechs Rennen bescherte den Bad Gasteinern auch den Weltcupauf­takt für 1994. Und weil es im slowenisch­en Pokljuka keinen Schnee gab, wurden diese Rennen gleich noch in Sportgaste­in angehängt. Funktionär­e und Trainer aller 24 Nationalma­nnschaften halfen mit, die Loipen zu präpariere­n – eine heute nicht mehr übliche Solidaritä­t.

„Es war ein weiterer Schritt in Richtung WM“, sagten die euphorisch­en Gasteiner Funktionär­e damals. Daraus wurde ebenso nichts wie das geplante Weltcupfin­ale 1996 und ein Biathlon-Trainingsz­entrum. Der Biathlon-Weltcup hat sich im Dezember 1994 ein für allemal aus Salzburg verabschie­det, schade drum. Was verbindet Salzburg noch mit dieser Sportart (außer hervorrage­nden Aktiven)? Die Landeshaup­tstadt ist seit November 1993 Sitz des Internatio­nalen Biathlon-Verbands IBU; dessen Schatzmeis­ter Günther Zwatz aus Salzburg hatte die entspreche­nden Weichen gestellt.

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BILD: SN/©SPORT-PRESSEFOTO KRUG U.MITGES. Alfred Eder eröffnete in Österreich den Erfolgsrei­gen der Biathleten.

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