Es ist nicht rassistisch, aus der Vergangenheit zu lernen
Die Polizei in Köln mag sich im Ton vergriffen haben, doch ihre scharfen Kontrollen haben Übergriffe verhindert.
Nach der Silvesternacht in Köln herrscht wieder einmal Aufregung. Anders als vor einem Jahr gründet der Zorn mancher Menschen gegen die Polizei nicht darauf, dass sie zu wenig getan haben, sondern weil die Polizisten ihren Job gemacht haben: Sie identifizierten junge Männer, die ein gehöriges Maß an potenzieller Aggression zeigten, kontrollierten sie und verboten einigen von ihnen, ins Zentrum Kölns zu gehen, wo um Mitternacht besonders ausgelassen das neue Jahr begrüßt wurde.
Da es sich bei der überwältigenden Mehrheit dieser jungen Männer um Zuwanderer aus Nordafrika handelte, erfand ein Polizist, der das sichtlich witzig oder auch nur praktisch fand, den Begriff „Nafris“. Dies und die Tatsache, dass die Polizei gezielt nordafrikanisch aussehende Männer ins Visier nahm, erregten den Unmut einiger Politiker der Grünen und der Linken. Das böse Wort vom Rassismus war gleich bei der Hand, weil hier eine ganze Gruppe von Menschen einem Pauschalverdacht ausgesetzt worden sei.
Die Debatte geht zum Teil in die falsche Richtung. Tatsächlich ist die salopp gemeinte Abkürzung „Nafri“für einen Nordafrikaner ein Griff in die falsche Schublade. Wir Österreicher mögen es auch nicht gern, wenn wir von unseren deutschen Nachbarn „Ösis“gerufen werden, die wir im Gegenzug ähnlich unsensibel „Piefkes“heißen. Solche Spitznamen verleiten dann auch zu leicht zum Vorurteil gegen eine Gruppe. Die Franzosen sind arrogant, die Deutschen besserwisserisch, die Griechen verschwenderisch und so weiter. Die „Nafris“haben also den bösen Ruf weg, sie seien Grapscher und Schlimmeres. Derartige Pauschalierungen sind so unerträglich, wie sie falsch sind. Zivilisierte Menschen sollten so nicht über Menschen denken und schon gar nicht reden. Der Kölner Polizeipräsident hat sich zu Recht entschuldigt.
Ganz anders steht es allerdings um den Vorgang, potenzielle Tätergruppen im Voraus zu erkennen und zumindest genau zu kontrollieren. Immerhin hat die Kölner Polizei aus den bitteren Erfahrungen des Vorjahres die richtigen Lehren gezogen. Es ist keineswegs rassistisch, wenn als möglicherweise gefährlich eingestufte Leute scharf beobachtet werden. Das gilt aber für alle gefährlichen Typen. Man muss sich wünschen, dass in Horden auftretende Neonazis ähnlich strenge Aufmerksamkeit der Polizei genießen wie offensichtlich aggressive Nordafrikaner, wie gewaltbereite Linksextremisten oder sonstige gewaltbereite Gruppen.
Vor dem Gesetz und der Ordnungsmacht sind alle Gewalttäter gleich zu behandeln, ob sie nun „echte“Einheimische sind, Zuwanderer oder Flüchtlinge.