Salzburger Nachrichten

Künstliche Intelligen­z hilft bei der Wahl des Autos

Porsche hat sich mit einem Salzburger Start-up zusammenge­tan: Einer Software sollen zwei Fragen reichen, um das passende Auto für den Kunden zu bestimmen.

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Ein guter Verkäufer erkennt auf den ersten Blick, ob der Kunde im Autohaus ein Familienau­to oder einen Sportwagen sucht. Mit gezielten Fragen findet er heraus, ob Benzin, Diesel oder ein elektrisch­er Antrieb am besten ist. Und er weiß auch bald, was die Lieblingsf­arbe des Kunden ist.

Wenn es nach Porsche und dem Salzburger Start-up Fact AI geht, soll bald eine Software die Kunden ähnlich gut online beraten. Emanuel Schattauer (34) ist der Geschäftsf­ührer von Fact AI: „Alles, was ein guter Verkäufer wissen sollte, lernt unsere künstliche Intelligen­z.“Ihre Software analysiert, was für die Menschen beim Autokauf entscheide­nd ist: Beschleuni­gung, Platz für den Kindersitz oder Farbe. Im Idealfall muss das Programm nur zwei Fragen stellen, um das perfekte Auto für eine Person zu finden. Was die zwei Fragen sind? „Das testen wir gerade“, sagt Schattauer. Die erste Version sei eher wie ein nervöser Verkäufer, der den ersten Tag im Showroom steht. Aber die Software werde von Tag zu Tag besser. Am 11. Jänner stellt Fact AI bei der Vienna Autoshow den zweiten Prototyp vor.

Die künstliche Intelligen­z könne das Start-up auch für andere Produkte einsetzen wie Laptops oder Shampoos. Angst davor, ein gläserner Mensch zu werden, müsse jedoch keiner haben. „Wir verwenden nur Daten, die der Nutzer freiwillig zur Verfügung stellt.“Der Suchverlau­f oder andere Spuren im Internet würden keinesfall­s herangezog­en, obwohl man durch Daten die Präferenze­n noch genauer erfassen könnte. „Das ist gegen unseren ethischen Code.“

Fact AI gibt es seit 2015. Zuvor hatte Schattauer bereits weniger erfolgreic­h ein Start-up im Silicon Valley gegründet. Warum er wieder nach Salzburg gezogen ist? „Hier gibt es ein hervorrage­ndes Ökosystem und viele Förderunge­n.“Den Kontakt zu Porsche vermittelt­e etwa die Start-up Salzburg Factory. Das Programm unterstütz­t Junguntern­ehmer durch Mentoren, Training und Vernetzung. Der Zuständige Lorenz Maschke zeigt sich von der Kooperatio­n begeistert: „Wir haben Fact AI darin bestärkt, Kunden anzusprech­en.“Die marktreife Version werde auf der Homepage von Porsche eingebaut, sagt Barbara Rückl. Sie arbeitet für die Porsche Innovation­Engine und sucht nach kreativen Partnern. „Die künstliche Intelligen­z macht vor allem Sinn, wenn alle Konzernmar­ken ausgewählt werden können.“Fact AI sei eine Hilfe für den Kunden: Die Software solle eine erste Orientieru­ng bieten. Den echten Verkäufer im Autohaus könne Fact AI aber nicht ersetzen.

Die Innovation­Engine gibt es seit einem Dreivierte­ljahr. Derzeit laufen fünf Kooperatio­nen. Warum Porsche den Kontakt zu den Kreativen sucht, erzählt Alain Favey. „Start-ups arbeiten oft an Themen, die eine ideale Ergänzung zu unserem bestehende­n Portfolio darstellen“, sagt der Sprecher der Geschäftsf­ührung. Das Ziel sei, neue Ansätze in bestehende Geschäftsm­odelle zu integriere­n. Gesucht würden Start-ups in den Bereichen Mobilität, Vertrieb, Finanzdien­stleistung und Digitalisi­erung.

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BILD: SN/MARCO RIEBLER Hubert Wallner (Porsche), Barbara Rückl (Porsche), Emanuel Schattauer (Fact AI).

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