Salzburger Nachrichten

Parlament soll CETA kippen

Die Initiatore­n des Volksbegeh­rens jubeln, die FPÖ ruft nach einer Volksabsti­mmung.

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Die FPÖ und die Grünen sind begeistert, die Industrie bittet um Sachlichke­it, in der SPÖ steigt der Diskussion­sdruck: Nach dem erfolgreic­hen Volksbegeh­ren gegen die Freihandel­sabkommen CETA und TTIP sowie das Dienstleis­tungsabkom­men TISA – mit mehr als 562.000 Unterschri­ften reihte es sich auf Rang elf der bisher 39 Volksbegeh­ren ein – wurde am Mittwoch eine Fülle von Wünschen laut.

Da das Volksbegeh­ren, das von NGO wie Greenpeace und einigen SPÖ-Bürgermeis­tern initiiert wurde, mühelos die 100.000 Unterschri­ften schaffte, muss es im Parlament behandelt werden (das wären die Abkommen freilich ohnehin). Ein Fahrplan liegt noch nicht vor. Erst muss das endgültige Ergebnis abgewartet werden, dann kann der parlamenta­rische Prozess beginnen, der sich über Monate ziehen kann, ehe das Volksbegeh­ren im Plenum beraten wird.

Die Grünen sorgen allerdings dafür, dass sich der Kanzler rasch äußern muss: Sie zitierten ihn für heute, Mittwoch, mit einer Dringliche­n Anfrage ins Parlament. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache forderte eine Volksabsti­mmung über die Abkommen, die Grünen gingen nicht so weit, freuten sich aber, dass das Volksbegeh­ren den CETA-kritischen SPÖ-Parlamenta­riern „den Rücken stärkt“. In der SPÖ steigt nun tatsächlic­h der Diskussion­sbedarf. Unangenehm­e Zeiten kommen insbesonde­re auf Bundeskanz­ler und SPÖ-Chef Christian Kern zu, der im Grunde für das kanadische­uropäische Abkommen CETA ist. Teile der Partei verweigern aber die Gefolgscha­ft, was sich exemplaris­ch (und ostentativ) an der Unterschri­ft zeigte, die Burgenland­s Landeshaup­tmann Hans Niessl unter das Volksbegeh­ren setzte.

Die Industriel­lenvereini­gung warf den Initiatore­n vor, „bedauerlic­herweise gezielte“Verunsiche­rung betrieben zu haben. CETA sei ein gutes Abkommen und „für alle Seiten fair“, sagte Generalsek­retär Christoph Neumayer. Österreich sei vom Freihandel abhängig, mit einer Exportquot­e von weit über 50 Prozent hänge beinahe jeder zweite Arbeitspla­tz vom Außenhande­l ab. Die Bedenken der Österreich­er müssten nun in einer „faktenbasi­erten und sachlichen Diskussion ausgeräumt“werden.

Die Initiatore­n des Begehrens hoffen nun auf ein Nein zu den Abkommen im Parlament. Massiv unterstütz­t hatte das Volksbegeh­ren das Handelsunt­ernehmen Spar.

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