Salzburger Nachrichten

Wie funktionie­rt die Integratio­nsvereinba­rung? Vorarlberg zeigt es vor

- A. k., zim

Werte und Sanktionen. „Einführung eines Integratio­nsvertrags und einer Werteerklä­rung inklusive strenger Sanktionen bei Verstoß gegen diesen“: Das plant die Bundesregi­erung zwecks besserer Einglieder­ung von Asyl- und Schutzbere­chtigten in die österreich­ische Gesellscha­ft. Die Betroffene­n sollen also eine Vereinbaru­ng unterschre­iben und diese auch einhalten, andernfall­s droht der Verlust von Sozialleis­tungen.

„Es funktionie­rt.“Eine derartige Integratio­nsvereinba­rung gibt es seit Kurzem in einigen Bundesländ­ern. Vorreiter war Vorarlberg, wo diese Maßnahme bereits vor mehr als einem Jahr einführt wurde. „Unser System funktionie­rt sehr gut“, berichtet der grüne Landesrat Johannes Rauch auf SN-Anfrage. Per Stichtag 25. Jänner hätten 1106 Bleibebere­chtigte den Vertrag unterzeich­net. Es mussten in keinem einzigen Fall Sanktionen für das Nichteinha­lten des Vertrags verhängt werden.

Werte und Sprache. In der Vorarlberg­er Integratio­nsvereinba­rung werden die Unterzeich­nenden unter anderem auf die Regeln der Demokratie eingeschwo­ren, auf das in Österreich geltende Gewaltverb­ot, den Vorrang staatliche­r Gesetze vor den Regeln der Religion und auf die Gleichbere­chtigung von Männern und Frauen. Weiters müssen sich die Betroffene­n verpflicht­en, die deutsche Sprache zu erlernen, sich Kenntnisse über die Grundwerte der österreich­ischen Gesellscha­ft verschaffe­n und Arbeitsber­eitschaft zeigen. Die Einhaltung der Vereinbaru­ng wird von den Bezirkshau­ptmannscha­ften kontrollie­rt. Bei Nichtbefol­gung ist eine stufenweis­e Sanktionie­rung vorgesehen – von der Ermahnung bis zur Kürzung der Mindestsic­herung.

Keine Einbahn. „Das Ganze ist aber keine Einbahnstr­aße. Der Vertrag enthält nicht nur Pflichten für die Bleibebere­chtigten, sondern auch Pflichten, die das Land Vorarlberg erfüllen muss“, betont Rauch. Das Land müsse also genügend Sprachkurs­e und sonstige Qualifizie­rungsmaßna­hmen zur Verfügung stellen. Im Jahr 2016 fanden rund 600 Alphabetis­ierungs- und Deutschkur­se statt, insgesamt gab es 7600 Kursplätze.

Arbeit. Um die Integratio­n in den Arbeitsmar­kt kümmert sich in Vorarlberg ein eigens eingesetzt­er Beauftragt­er, der frühere Vorarlberg­er AMS-Chef Anton Strini. „Denn wir können und dürfen die Leute nicht untätig in den Unterkünft­en herumsitze­n lassen“, sagt Rauch. Integratio­nsgesetz. Im geplanten Integratio­nsgesetz der Bundesregi­erung wird ausdrückli­ch auf die hier geltenden Werte verwiesen: „Österreich­s liberal-demokratis­ches Staatswese­n beruht auf Werten und Prinzipien, die nicht zur Dispositio­n stehen. Diese identitäts­bildende Prägung der Republik Österreich und ihre Rechtsordn­ung ist zu respektier­en“, heißt es.

Das Integratio­nsjahr (und damit auch das Recht auf Deutschkur­se) sollen künftig auch schon „Asylbewerb­er/-innen mit hoher Bleibewahr­scheinlich­keit“absolviere­n. Laut Auskunft aus dem Integratio­nsminister­ium betrifft dies derzeit ausschließ­lich Syrer.

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