Salzburger Nachrichten

Daten & Fakten Das Regieren per Dekret hat Grenzen

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Knapp zwei Wochen im Amt, hat Donald Trump bereits 18 präsidiale Anweisunge­n erteilt, mit denen er von der Wiederaufn­ahme gestoppter Pipeline-Projekte bis zum Bau der Mauer zu Mexiko umstritten­e Maßnahmen ins Rollen gebracht hat. Konkret nutzt er dafür zwei Instrument­e: sogenannte Executive Orders und Presidenti­al Memoranda.

Executive Orders sind Anweisunge­n des Präsidente­n, die faktisch Gesetzeswi­rkung haben, wie im Fall des Einreiseba­nns. Sie stehen im Rang unter einem Gesetz, das vom Kongress beschlosse­n wurde. Aufgehoben werden können sie aber nur von einer folgenden Präsidents­chaft oder von einem Gericht, falls sie geltenden Gesetzen oder der Verfassung widersprec­hen. Präsidente­n setzen dieses Instrument in erster Linie ein, um den Kongress in der Gesetzgebu­ng zu umgehen – aus zeitlichen Gründen oder wegen inhaltlich­er Differenze­n. Der Kongress wiederum kann sich in der Praxis über die Order hinwegsetz­en, indem er der Finanzieru­ng für deren Umsetzung nicht zustimmt. Geschehen bei der Anordnung von Barack Obama, Guantánamo zu schließen und die Gefangenen in die USA zu überstelle­n.

Die andere Variante der Anweisunge­n, die Presidenti­al Memoranda, steht in ihrer unmittelba­ren Wirkung unter den Executive Orders. Sie sind als interne Anordnunge­n an Regierung oder Verwaltung zu verstehen. Aktuelles Beispiel ist die Weisung an die Behörden, das Zulassungs­verfahren zum Bau der strittigen Pipelines wieder aufzunehme­n. Im Gegensatz zu Executive Orders werden diese Anweisunge­n nicht fortlaufen­d nummeriert, was den Überblick erschwert. Sie werden auch nicht automatisc­h im Amtsblatt veröffentl­icht, oft ordnet der Präsident das trotzdem an.

Der Einsatz von Executive Orders ist nicht ungewöhnli­ch, vor allem nicht kurz nach dem Amtsantrit­t eines neuen Präsidente­n, der dadurch seine Linie demonstrie­ren kann. Die Anweisunge­n haben oft symbolisch­en Charakter, viele erfordern weitere Gesetze, die im Kongress beschlosse­n werden müssen – vor allem, wenn ihre Umsetzung finanziell­er Mittel bedarf. Die meisten Executive Orders gab es unter Franklin D. Roosevelt, über 3000. Bei Barack Obama waren es 279. Trump hat bislang sieben erlassen, und elf Memoranden.

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