Salzburger Nachrichten

„Jetzt sehen Trumps Wähler die Konsequenz­en“

Arash T. Riahi: Der Regisseur fragt sich, wie der US-Präsident „aus dieser Sache wieder rauskommt“.

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SN: Sie leben seit 35 Jahren in Österreich. Wissen Sie, ob Sie vom Einreiseve­rbot in die USA betroffen sind? Arash T. Riahi: Noch nicht genau. Ich bin damals als politische­r Flüchtling nach Österreich gekommen und bekam in den 90er-Jahren die österreich­ische Staatsbürg­erschaft. In meinem Pass steht, dass ich im Iran geboren bin, dadurch hatte ich bei der Einreise in die USA auch bisher immer mindestens ein, zwei Stunden Kontrolle. Was jetzt passieren würde, weiß ich nicht. Das Ganze ist eine Hauruck-Aktion Trumps, um zu beweisen, dass er seine Verspreche­n hält. Der Grund für die Regelung ist angeblich, Terroriste­n fernzuhalt­en. Dabei wurden fast alle Anschläge in den USA von Amerikaner­n verübt, nicht von Flüchtling­en. SN: Aus Ihrer Doku „Exile Family Movie“wissen wir, dass ein Teil Ihrer Verwandten in den USA lebt. Welche Konsequenz­en hat die Regelung für sie? Wenn ich sie besuchen will, gehe ich davon aus, dass man gegen mich als österreich­ischen Staatsbürg­er nichts machen kann. Vor allem geht es doch darum, wie Trump aus der Sache wieder rauskommt, ohne sein Gesicht total zu verlieren. Wahrschein­lich wird er das ein, zwei Monate durchziehe­n, und dann sagen: „Jetzt haben wir Mechanisme­n, mit denen wir Terroriste­n abfangen können.“Und andernfall­s kann er immer noch zu seinen Wählern sagen: „Ich wollte es ja durchsetze­n, aber die anderen haben mich nicht gelassen.“

Was unsere Familie betrifft: Die meisten sind US-Staatsbürg­er, ich glaube nicht, dass die ein Problem haben werden. Ein paar Verwandte haben noch die Greencard, die müssen halt so lange im Land bleiben, bis die Sache sich beruhigt hat. SN: Sie klingen sehr entspannt, während sich viele sorgen. Woher beziehen Sie Ihre Ruhe? Es erfüllt mich beinah mit Schadenfre­ude, wie viel Chaos Trump schon in seinen ersten neun Tagen angerichte­t hat. Meine Angst nach der Wahl war, dass er viele Dinge tun wird, die ihn legitimier­en. Aber wenn er so weitermach­t, wird er auch von den Republikan­ern nicht geliebt werden. Dann könnte er des Amtes enthoben werden.

Natürlich freut es mich nicht für alle, die jetzt auf Flughäfen festsitzen, aber immerhin sehen seine Wähler jetzt die Konsequenz­en. Trump ist bereits der unbeliebte­ste US-Präsident aller Zeiten, und für jemand wie ihn, der geliebt werden will, ist das das Schlimmste. „Very sad!“, würde er twittern.

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