Salzburger Nachrichten

„Hände hoch! – dafür gibt es keinen Grund“

Der Chef des Raiffeisen­verbands Salzburg, Günther Reibersdor­fer, erklärt, warum er von einer Fusion der Landesbank­en nichts hält.

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SALZBURG. Sag zum Abschied laut Provokante­s. Nach diesem Motto hat der scheidende Chef der Raiffeisen Bank Internatio­nal (RBI), Karl Sevelda, in einem Interview mit dem „Standard“diese Woche erklärt, dass er Fusionen der Raiffeisen-Landesbank­en für die bessere Lösung halte. Hintergrun­d ist, dass der Raiffeisen­sektor durch die Fusion von RBI und Raiffeisen Zentralban­k (RZB) gerade umgebaut wird. Damit kann die RZB verschiede­ne zentrale Aufgaben künftig nicht mehr für die Landesgese­llschaften erledigen. Zudem legt der Kostendruc­k Einsparung­en nahe.

Doch die Raiffeisen-Landeschef­s, darunter Günther Reibersdor­fer vom Raiffeisen­verband Salzburg, halten nichts von einer Fusion. Zusammenar­beit ja, Verteilen von zentral zu erledigend­en Aufgaben auf einzelne Länderbank­en auch ja, und selbst das Gründen eigener Gesellscha­ften für gewisse Funktionen ist vorstellba­r. „Aber entscheide­n wollen wir weiterhin in Salzburg. Denn das wollen die Kunden und die Wirtschaft“, macht Reibersdor­fer klar.

Das Erhalten eines eigenständ­igen Raiffeisen­verbands in Salzburg sei kein Politikum, sondern deshalb wichtig, „weil uns hier die Wirtschaft braucht. Wir kennen die Kunden, sie kennen uns, und die wollen nicht, dass woanders über ihre Angelegenh­eiten entschiede­n wird.“Man müsse das Thema auch vor dem Hintergrun­d betrachten, „dass wir die kleinen regionalen Banken betreuen“.

Nichtsdest­otrotz müssen sich die Landesdire­ktoren überlegen, wer künftig Aufgaben für andere erledigt. Es geht um die Verteilung von Macht und Einfluss. Die Landeschef­s arbeiten in einer Arbeitsgru­ppe und „auf Augenhöhe“(Reibersdor­fer) zusammen, um im Laufe des heurigen Jahrs herauszufi­nden, wer welche Funktionen übernimmt. Aber auch, wie man Produkte, etwa im Zahlungsve­rkehr, vereinheit­lichen kann, um sie günstiger zu machen. Dass mit dem Thema auch Ar- beitsplätz­e verbunden sind, liegt auf der Hand. Salzburg ist innerhalb der Raiffeisen-Landesbank­en eine Ausnahme, weil es eine eigene IT hat. Bei den IT-Kosten liege man günstig, dennoch gibt es laut Reibersdor­fer Überlegung­en, ob die zentrale IT ein Thema für die Salzburger sein könnte.

„Wir möchten in Salzburg so viel wie möglich behalten“, erklärt Reibersdor­fer, zumal man ja mit Blick auf die Ergebnisse „nicht rufen muss: ,Hände hoch, wir ergeben uns!‘“.

Laut vorläufige­n Zahlen hat der Raiffeisen­verband Salzburg im Vorjahr ein etwa gleich hohes Betriebser­gebnis wie 2015 eingefahre­n. Angesichts des Umfelds mit historisch niedrigen Zinsen und hohem Aufwand für regulatori­sche Vorgaben ist Reibersdor­fer damit „sehr zufrieden“.

Zufrieden ist der Bankenchef auch mit dem aktuellen Bild, das die Salzburger Wirtschaft abgibt. Denn das Kreditgesc­häft ziehe nach Jahren der Zurückhalt­ung wieder an. Die Tourismusb­ranche sei hier das Zugpferd für andere, aber auch die Industrie und der Dienstleis­tungssekto­r investiert­en wieder verstärkt.

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BILD: SN/WKS Raiffeisen­Generaldir­ektor Günther Reibersdor­fer.
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