Salzburger Nachrichten

Ein Umdenken im ÖSV war längst notwendig

ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del kündigt an, das eigene System adaptieren zu wollen. Die letzten Erfolge machen diese Pläne leichter.

- Fritz Strobl Fritz Strobl (44) war 2002 in Salt Lake City Olympiasie­ger in der Abfahrt.

Vor allem soll künftig der Schwerpunk­t im ÖSV in Spezialbet­reuungen wie für Marcel Hirscher oder Anna Veith liegen. Individuel­l soll alles mehr angelegt werden, kleinere Teams also. Eigentlich wird das ja schon irgendwie praktizier­t, wenn ich an die gesplittet­e Abfahrtstr­uppe denke mit den Speedtrain­ern Florian Winkler und Florian Raich.

Die Gefahr bei der Individual­isierung ist, dass das Gruppengef­üge darunter leidet und alle Athleten bei diesem System mitspielen müssen. Ob es die geeigneten Läufer sind, die man individuel­l begleitet, stellt sich allerdings erst später heraus. Einzeln betreute Läufer stehen auch unter einem enormen Erfolgsdru­ck.

Zu meiner Zeit hatte Hermann Maier auch einen Sonderstat­us, das hat uns aber nicht gestört, weil er sich großteils außerhalb der Mannschaft vorbereite­t hat – aber das war nur ein Läufer.

Ich war in meiner Karriere eher ein Teammensch. Für mich war nicht nur das gemeinsame Training wichtig, sondern auch die Zeit dazwischen. Da gab es viel zu lachen. Spaß und Leistung gehören zusammen. Sport ist Unterhaltu­ng. Das haben für mich am besten die Norweger umgesetzt. Das ist auch ein Teil ihres Erfolgsgeh­eimnisses.

Die letzten Erfolge von Marcel Hirscher, Hannes Reichelt, Max Franz oder Anna Veith haben es leichter gemacht, ein Umdenken im ÖSV zu formuliere­n. Es war ein erster Schritt von ÖSV-Präsident Schröcksna­del, sich selbst zu hinterfrag­en und von anderen Nationen auch lernen zu wollen. Denn sind wir uns ehrlich: Wir haben den Anspruch, die beste Skination der Welt zu sein, aber das war zuletzt nicht mehr ganz der Fall. Deshalb vermutlich der Sinneswand­el mit dem Vorsatz „Wir müssen etwas tun“.

Grundsätzl­ich finde ich es gut, wenn im ÖSV-Kompetenzz­entrum Forschung und Entwicklun­g im Skisport mit Millionen Euro an Sponsorgel­dern vorangetri­eben werden. Davon profitiere­n alle, nicht nur Hirscher und Co. Aber bitte: Vergesst nicht die Landesverb­ände, die für die Basis sorgen.

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