Ein Umdenken im ÖSV war längst notwendig
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel kündigt an, das eigene System adaptieren zu wollen. Die letzten Erfolge machen diese Pläne leichter.
Vor allem soll künftig der Schwerpunkt im ÖSV in Spezialbetreuungen wie für Marcel Hirscher oder Anna Veith liegen. Individuell soll alles mehr angelegt werden, kleinere Teams also. Eigentlich wird das ja schon irgendwie praktiziert, wenn ich an die gesplittete Abfahrtstruppe denke mit den Speedtrainern Florian Winkler und Florian Raich.
Die Gefahr bei der Individualisierung ist, dass das Gruppengefüge darunter leidet und alle Athleten bei diesem System mitspielen müssen. Ob es die geeigneten Läufer sind, die man individuell begleitet, stellt sich allerdings erst später heraus. Einzeln betreute Läufer stehen auch unter einem enormen Erfolgsdruck.
Zu meiner Zeit hatte Hermann Maier auch einen Sonderstatus, das hat uns aber nicht gestört, weil er sich großteils außerhalb der Mannschaft vorbereitet hat – aber das war nur ein Läufer.
Ich war in meiner Karriere eher ein Teammensch. Für mich war nicht nur das gemeinsame Training wichtig, sondern auch die Zeit dazwischen. Da gab es viel zu lachen. Spaß und Leistung gehören zusammen. Sport ist Unterhaltung. Das haben für mich am besten die Norweger umgesetzt. Das ist auch ein Teil ihres Erfolgsgeheimnisses.
Die letzten Erfolge von Marcel Hirscher, Hannes Reichelt, Max Franz oder Anna Veith haben es leichter gemacht, ein Umdenken im ÖSV zu formulieren. Es war ein erster Schritt von ÖSV-Präsident Schröcksnadel, sich selbst zu hinterfragen und von anderen Nationen auch lernen zu wollen. Denn sind wir uns ehrlich: Wir haben den Anspruch, die beste Skination der Welt zu sein, aber das war zuletzt nicht mehr ganz der Fall. Deshalb vermutlich der Sinneswandel mit dem Vorsatz „Wir müssen etwas tun“.
Grundsätzlich finde ich es gut, wenn im ÖSV-Kompetenzzentrum Forschung und Entwicklung im Skisport mit Millionen Euro an Sponsorgeldern vorangetrieben werden. Davon profitieren alle, nicht nur Hirscher und Co. Aber bitte: Vergesst nicht die Landesverbände, die für die Basis sorgen.