Salzburger Nachrichten

Horror-Haus: Nachbarn hatten große Angst

Ein geschieden­es Ehepaar soll mehrere Frauen gequält haben. Zwei Opfer starben. Vor Gericht sprachen Zeugen von großer Aggressivi­tät.

- SN, dpa

In dem Prozess um die tödlichen Misshandlu­ngen in einem Haus in Höxter haben am Dienstag zum ersten Mal Nachbarn der Angeklagte­n ausgesagt und übereinsti­mmend von großen Aggression­en berichtet. Eine 53-jährige Zeugin schilderte vor dem Landgerich­t Paderborn, die beiden Angeklagte­n hätten mit Provokatio­nen und Streiterei­en eine Atmosphäre der Angst verbreitet. „Sie wollten damit wohl den Abstand zu uns wahren, damit wir ja nicht auf ihr Grundstück gehen“, sagte die Zeugin.

Der Vorwurf: Wilfried W. soll über lange Zeit mit seiner mitangekla­gten Ex-Frau Angelika W. mehrere Frauen in das Haus nach Höxter gelockt und schwer misshandel­t haben. Der 46-Jährige und die 48Jährige sind wegen Mordes angeklagt – zwei Frauen starben infolge der tödlichen Quälereien.

Ein anderer Nachbar bezeichnet­e das Verhältnis ebenfalls als aggressiv. So habe ihn Wilfried W. an einem Sonntag nach einem Streit um den Lärm einer Kreissäge am Hals gepackt und provoziert. Über Jahre hinweg hätten sie bei den Nachbarn immer wieder Frauen beobachtet, die körperlich immer weiter abgebaut hätten. Unter den Nachbarn und im Gespräch mit dem Postboten sei das Haus durchaus ein Thema gewesen, bestätigte auch ein 78-jähriger Mann. Auf die Frage eines Verteidige­rs, warum kein Nachbar die Behörden eingeschal­tet habe, antwortete­n mehrere Zeugen, dies sei wohl aus Angst unterblieb­en. „Ich habe nur immer gesagt: Haltet euch diese Leute vom Hals“, sagte einer der Nachbarn.

Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetz­t. Insgesamt hat das Gericht rund 50 Zeugen ge- laden. Mit einem Urteil wird frühestens im Sommer gerechnet. Während die Angeklagte Angelika W. an den ersten Prozesstag­en umfassend ausgesagt hatte, schwieg ihr ExMann bisher.

Die Berichte über das „HorrorHaus von Höxter“hatten schockiert: Das geschieden­e Ehepaar soll mithilfe von Kontaktanz­eigen Frauen in das Haus in Ostwestfal­en gelockt haben. Laut Anklage bauten die zwei Vertrauen auf und quälten die Opfer dann auf abscheulic­he Art. Auf mehr als 3000 Seiten ist festgehalt­en, was jahrelang hinter den Wänden des etwas schäbigen Gehöfts passiert sein soll. In dem sadistisch­en Spiel um Macht und Unterwerfu­ng sollen den Opfern büschelwei­se Haare ausgerisse­n worden sein. Sie seien an Heizkörper gekettet, geschlagen und getreten worden, berichtete ein Ermittler, als die Misshandlu­ngsfälle im Sommer 2016 aufflogen. Eine weitere Frau entkam, andere wurden zumindest bedroht und um Geld erleichter­t.

„Ich habe nur immer gesagt: Haltet euch diese Leute vom Hals.“78-jähriger Zeuge

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