Von Telex zu Twitter: 70 Jahre Kathpress
Vom „Hofberichterstatter“zur Agentur. Was sich beim Vermelden von News geändert hat.
WIEN. Mit einem Telex vom Fernschreiber ging vor 70 Jahren die erste Meldung der Katholischen Presseagentur an die Öffentlichkeit. Anfangs machten die Schreiber „Hofberichterstattung“für die katholische Kirche. Jahrzehnte später vermelden Redakteure auf vielen Kanälen Neuigkeiten über Kirchenund Gesellschaftspolitik, Soziales und Wirtschaft. Der Stil ist neutral, doch aus der katholischen Weltsicht verfasst. Kunden: Tageszeitungen, Fernseh- und Radiostationen sowie Onlinemedien. Dazu kommen kirchliche Stellen, von Pressebüros bis in die Pfarren.
Neuer Job, erste Bewährungsprobe: Als der Theologe und Jurist Paul Wuthe 2010 Chefredakteur der Kathpress wurde, kämpfte er mit den Nachwirkungen der Affäre Groer und mehrerer Missbrauchsskandale in der Kirche. „Als Agentur haben wir nüchtern die Fakten berichtet und Journalisten Kontakte für Interviews gelegt. Seither gab und gibt es für mich kein Thema, über das wir nicht schreiben können“, sagt Wuthe (48) heute.
Der Herausgeber, Medienbischof Christoph Schönborn, lässt Wuthe freie Hand. „Ich habe nie Einschränkungen erlebt. Niemand verlangt eine Abstimmung unserer Themen, niemand mischt sich ein. Wenn, dann rufe ich Kardinal Schönborn an, um Statements einzuholen“, sagt der Kathpress-Chefredakteur. Am Dienstagabend lud die Agentur zur 70-Jahr-Feier in das Raiffeisenforum in Wien ein. Festredner war Pater Federico Lombardi. Er hat die Medienarbeit dreier Päpste mitgestaltet. Was sich für Paul Wuthe in den vergangenen Jahrzehnten in der Agenturarbeit verändert hat? „Nachrichten waren in der Gründerphase der Kathpress ein knappes Gut. Heute gibt es ein Überangebot.“ Rund 30 Meldungen veröffentlichen die acht Redakteure am Tag, 365 Mal im Jahr. Als Errungenschaft bezeichnet Wuthe das 1962 gegründete Korrespondentenbüro in Rom. „Wir haben uns mit Kollegen aus Deutschland und der Schweiz zusammengetan und so einen großen Meldungspool erschlossen.“Während Religion vor 30 Jahren ein Nischenthema gewesen sei, gebe es heute keinen Außenpolitik-Redakteur, der ohne die religiöse Dimension über Krisenherde wie Syrien berichten könne.
Meldungen kommen nicht nur über die Austria Presse Agentur (APA) an – auch auf Twitter ist die Kathpress aktiv. Ein Thema vom Dienstag: „Kritik der US-Bischöfe an Trump immer lauter.“
„News müssen richtig und gut gemacht sein.“Paul Wuthe, Chefredakteur