Salzburger Nachrichten

Der Weg der kleinen Schritte

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Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling zieht in seinem Pakt für Österreich „Realismus“dem großen Wurf vor. Er hält es möglich, im Jahr 3,8 Milliarden Euro einzuspare­n. Selbstvers­tändlich geht das nur, wenn der Bund, die Länder und die Gemeinden ihre Finanzmitt­el effiziente­r einsetzen. Eine entspreche­nde Verwaltung­sreform und eine Entbürokra­tisierung ermögliche­n diese Einsparung­en. Minister Schelling zeigt im SN-Interview auf, dass Einsparung­en erreicht werden können. Dabei verweist er darauf, dass für eine Angelegenh­eit oft mehrere Ministerie­n und Behörden zuständig sind.

Deregulier­ung und Vereinheit­lichung der Standards stehen dabei im Mittelpunk­t. Es ist dabei auch wichtig, dass die Zuständigk­eiten zwischen Ländern und Bund so geregelt werden, dass Zweigleisi­gkeiten vermieden werden.

Ich kann aus eigener Erfahrung dem Finanzmini­ster nur recht geben. Die Erfahrunge­n der Gemeindeve­rwaltungsr­eform in den Neunzigerj­ahren zeigen, dass dieser Weg erfolg- reich ist. Mit Delegierun­gen habe ich erreicht, dass die Zuständigk­eiten klar und ohne Zweigleisi­gkeiten geregelt wurden. Als kurze Wege für Bürger, Mitarbeite­r und Politik. Im Finanzmana­gement haben wir in Seekirchen neue Wege beschritte­n, obwohl das aus rechtliche­n Zwängen nicht sehr einfach war. Neben dem gesetzlich geforderte­n Haushalt haben wir ein Globalbudg­et eingeführt. Das war die Grundlage für die Übergabe der Verantwort­ung zum Budgetvoll­zug an die Geschäftsb­ereichslei­ter, Schuldirek­toren, Feuerwehr, Bauhof, Seniorenha­us, Kindergärt­en.

Im Rahmer des Globalansä­tze für den jeweiligen Bereich konnten Bereichsle­iter über die Ausgaben verfügen. Gleichzeit­ig wurde ihnen die Möglichkei­t gegeben, Einnahmen (z. B.: Vermietung von Räumlichke­iten) zu erzielen. 5o Prozent der Einnahmen verblieben im jeweiligen Betrieb. So konnten die Bereichsle­iter mittelfris­tige Ziele verfolgen. Einsparung­en im Ausgabenbe­reich wurden im nächsten Budgetjahr gutgeschri­eben. Damit wurde das „berühmte November-Dezember-Syndrom“vermieden (Ausgaben am Ende des Jahres ohne Notwendigk­eiten). Für viele war es eine Überraschu­ng, dass die Bereichsle­iter und Schuldirek­toren nun auf einmal sinnvoll, vernünftig und wirtschaft­lich handelten. Dieser effiziente Budgetvoll­zug hat es ermöglicht, dass in allen Bereichen Einsparung­en bis zu fünf Prozent möglich wurden. So wurde der „Budgetspie­lraum“für sinnvolle Investitio­nen geschaffen. Ich möchte mit diesen Bespielen aufzeigen, dass der von Finanzmini­ster vorgeschla­gene Weg der kleinen Schritte realistisc­h und erfolgreic­h sein kann. Ich hoffe, Finanzmini­ster Schelling findet viel Unterstütz­ung für seinen Weg. Hans Spatzenegg­er Altbürgerm­eister von Seekirchen

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