Salzburg gerät ins Schleudern
Gefrierender Regen sorgt auf Salzburgs Straßen für gefährliches Glatteis. In den Unfallambulanzen herrscht Hochbetrieb, Streufahrzeuge sind im Dauereinsatz. Doch der Wetterumschwung naht.
SALZBURG. „Langweilig wird uns aktuell sicherlich nicht.“Seit Montagnachmittag ist Winterdienstfahrer Michael vom Salzburger Wirtschaftshof im Großeinsatz. Mit seinem Fahrzeug streut er in Dauerschleife Salz und Splitt auf die vereisten Straßen. „Das sind echte Großkampftage für uns.“
37 Streufahrzeuge hat der Wirtschaftshof aktuell im Einsatz – vorwiegend in den Nachtstunden. „Wir versuchen schon vor den Minusgraden zu streuen“, sagt Herbert Seebauer, stellvertretender Leiter des Wirtschaftshofs. Da der starke Regen untertags das Streugut regelrecht wegschwemme, ist ein Ende der Dauerfahrten noch nicht abzusehen. „Es soll in den kommenden Tagen zwar wärmer werden, aber die Vereisungsgefahr bleibt bestehen“, sagt Seebauer.
Die frostigen Temperaturen samt Glatteis halten auch die Ärzte im Salzburger Unfallkrankenhaus (UKH) auf Trab. Am Dienstag kamen um ein Drittel mehr Patienten in die Ambulanz. „Schon um 8 Uhr war der Wartesaal mit 40 Personen komplett voll“, sagt Primar Josef Obrist. Im Laufe des Vormittags steigerte sich die Zahl der Verletzten weiter. Drei zusätzliche Ärzte kümmerten sich um die Patienten. „Vorwiegend kommen ältere Personen zu uns, die auf dem Eis ausgerutscht sind“, sagt Obrist.
Die Verletzungen nach Stürzen auf Glatteis seien oft schwerwiegend. Sechs Verunglückte mussten noch am Dienstag notoperiert werden. Schon in den vergangenen Wochen herrschte im UKH Hochbetrieb. „Bei dem schönen Wetter gingen beson- ders viele Leute Ski fahren – und damit gab es auch mehr Unfälle auf den Pisten“, sagt der Primar. In den vergangenen Tagen mussten auch weit mehr verunglückte Eisläufer behandelt werden. Laut dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) verletzen sich beim Eislaufen und Eishockey rund 300 Menschen jährlich. „Wir mussten teilweise das UKH sperren und die Patienten in das Landeskrankenhaus schicken“, sagt der Primar. Nachsatz: „Wir arbeiten am Limit und brauchen aktuell jeden Mitarbeiter.“Die Unfallambulanz des Landeskrankenhauses suchten am Dienstag 70 Personen nach Glatteis-Stürzen auf. „Ansonsten sind es an starken Tagen 45 Personen“, sagt Sprecherin Mick Weinberger.
Eisregen samt Glatteis sorgte am Dienstag für Probleme auf Salzburgs Straßen. Vor allem im Norden Salzburgs waren die Straßen in der Früh spiegelglatt. Auf der Westautobahn (A1) prallte ein Kleintransporter gegen das Heck eines Streuwagens. Der Lenker wurde in seinem Auto eingeklemmt. Die Feuerwehr musste den Mann mit einem hydraulischen Rettungsgerät befreien. Der Notarzt versorgte den Verletzten. Wenig später ereigneten sich kurz nach der Unfallstelle zwei weitere Unfälle mit einem Pkw und zwei Lastern. Drei Personen wurden verletzt.
Kurz nach Mitternacht kam es in Lofer auf der B178 auf der Höhe Brent (Hallenstein) zu einem Unfall auf eisglatter Straße. Das Au-
„Vorwiegend kommen ältere Personen zu uns, die ausgerutscht sind.“Josef Obrist, Primar
to eines 40-jährigen Einheimischen kam ins Schleudern, prallte gegen eine Böschung und landete auf der Gegenfahrbahn auf dem Dach. Der stark alkoholisierte Lenker (1,3 Promille) wurde nicht verletzt. Im benachbarten Bayern berichtete die Polizei von 13 Verkehrsunfällen wegen Glatteises. Zusätzlich kam es zu Verkehrsbehinderungen wegen liegen gebliebener Fahrzeuge.
Eine deutliche Entspannung der Situation ist bereits heute, Mittwoch, mit dem Abklingen der Niederschläge zu erwarten. Im Bergland stellt sich dann eine föhnige Südströmung ein. Die Temperaturen liegen tagsüber zwischen minus 1 Grad bei Nebel und plus 15 Grad bei Föhn. Für Winterdienstfahrer Michael dürften dann wieder ruhigere Arbeitstage anstehen: „Von mir aus muss es nicht wärmer werden. Ich mag den Winter.“