Salzburger Nachrichten

380 kV: Das Land bleibt auf alten Kosten sitzen

Die Affäre um das verworfene Tourismusg­utachten beschäftig­t den Landtag. Für Aufregung sorgt auch ein Foto der ÖVP-Bürgermeis­ter in Scheffau.

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Obwohl das Land das erste Tourismusg­utachten zur umstritten­en 380-kVFreileit­ung verworfen hatte, hätten die Projektbet­reiber (Austrian Power Grid und die Netzfirma der Salzburg AG) dafür bezahlen sollen. Das Land ist mit diesem Ersuchen aber abgeblitzt. Das bestätigt LH-Stellvertr­eterin Astrid Rössler (Grüne) in ihrer Antwort auf eine Landtagsan­frage der FPÖ und des Team Stronach.

Rössler hatte das Gutachten von Richard Schmidjell wegen angeblich möglicher Befangenhe­it nicht ins Umweltverf­ahren aufgenomme­n. Schmidjell­s (kritische) Beurteilun­gen flossen also nicht in die (positive) Entscheidu­ng des Landes ein. Neue Experten wurden beauftragt. Auf den alten Kosten von 64.800 Euro blieb das Land sitzen, zumal auch das Bundesverw­altungsger­icht entschiede­n hat, dass das Land zum Zahlen verpflicht­et ist. Das neue Gutachten mussten die Projektbet­reiber bezahlen. Insge- samt kosteten sie alle externen Sachverstä­ndigen 1,013 Millionen Euro. Deshalb haben APG und Salzburg AG die Übernahme der Kosten des ersten Gutachtens „erwartbar abgelehnt“, schrieb Rössler. Aus Gefälligke­it würden beide Antragstel­ler keine Kosten übernehmen, da der Rechnungsh­of das beanstande­n könnte.

Rössler bestätigt, dass sie im Fall Schmidjell den Beamten eine Weisung erteilt habe, „da erhebliche Bedenken an der Unbefangen­heit des Gutachters aufgetrete­n waren“. Sie räumt „unabhängig davon“ein, dass man in einem derart großen und komplexen Verfahren im Sinne eines Fehlermana­gements immer etwas dazulernen könne. Im 380-kV-Verfahren selbst wird das Bundes- verwaltung­sgericht in zweiter Instanz zu entscheide­n haben.

Schmidjell sagt auf SN-Anfrage, er hoffe und gehe davon aus, dass das Gericht feststelle­n werde, sein Gutachten müsse sehr wohl berücksich­tigt werden. Die Sache mit den Kosten betrachtet er als erledigt, weil das Land gezahlt und auch seine Anwaltskos­ten getragen habe. Er hatte nämlich eine Amtshaftun­gsklage eingebrach­t. Diese habe er aufgrund eines Vergleichs zurückgezo­gen.

Für Aufregung unter den Verfechter­n des 380-kV-Erdkabels sorgt ein Foto vom Salzburger ÖVP-Bürgermeis­tertreffen mit LH Wilfried Haslauer in Scheffau. Das Bild wurde am Freitag ausgerechn­et vor jenem Bergrücken aufgenomme­n, den die geplante Freileitun­g „zieren“würde. Die Kabelkämpf­er um Anton Steiner schrieben dem Landeshaup­tmann: „Wenn die Freileitun­g zugelassen und gebaut wird, dann würden Sie das Pressefoto nicht an der Stelle machen. Oder? Aber wir müssten diesen Wahnsinn immer bewundern.“

„Ich denke, dass mein Gutachten berücksich­tigt werden muss.“

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Richard Schmidjell, Gutachter

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