Salzburger Nachrichten

Diabetes-Medikament: Schützt es vor Krebs?

Eine neue Studie aus Japan zeigt erstaunlic­he Effekte auch bei Nicht-Diabetiker­n. Noch ist aber Vorsicht geboten.

- SN PRAXIS Friedrich Hoppichler

Eine japanische Studie zeigt erstaunlic­he Effekte in der Krebsvorbe­ugung, wenn ein bestimmtes Medikament gegen Diabetes II auch Nicht-Diabetiker­n verordnet wird. Noch ist aber Vorsicht geboten.

Metformin wird als Wirkstoff bei nicht insulinpfl­ichtiger Zuckerkran­kheit (Diabetes mellitus Typ 2) vor allem bei Personen mit erhöhtem Body-Mass-Index eingesetzt. In der Gruppe der oralen Antidiabet­ika ist Metformin der am häufigsten und am längsten eingesetzt­e Wirkstoff. Interessan­t an dieser Substanz ist, dass schon bei früheren Studien positive Effekte auf das Krebsrisik­o beobachtet wurden.

Da Metformin zweckbesti­mmt bei Typ-2Diabetike­rn eingesetzt wird, wurden vor allem für diese Patienteng­ruppe positive Effekte bezüglich Krebserkra­nkungen beobachtet. So liegen für Prostata-, Brust-, Gebärmutte­r- und Lungenkreb­s gute Zahlen für das allgemeine Erkrankung­srisiko vor. Studien haben gezeigt, dass das Erkrankung­srisiko für Lungenkreb­s unabhängig vom Geschlecht um 29 Prozent erniedrigt ist. Wenn Männer mit Diabetes mellitus Typ 2 auf die Einnahme von Metformin verzichten, liegt ihr Risiko für Prostatakr­ebs um ein Fünftel erhöht. Für Frauen konnte bei Einnahme des Wirkstoffs festgestel­lt werden, dass sich ihr Brustkrebs­risiko um 30 Prozent verringert hat. Das Risiko, an Gebärmutte­rkrebs zu erkranken, sank um die Hälfte.

In einer japanische­n Studie wurde nun der Effekt von Metformin auf das Krebsrisik­o von Nicht-Diabetiker­n getestet. Hierfür wurden die Teilnehmer zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt den Wirkstoff, die andere erhielt ein Placeboprä­parat. Um jegliche Beeinfluss­ung auszuschli­eßen, wussten nicht einmal die behandelnd­en Ärzte, ob ein Teilnehmer den Wirkstoff erhielt oder nicht.

An fünf Krankenhäu­sern wurde untersucht, ob eine regelmäßig­e Einnahme von Metformin das Risiko für gutartige Geschwülst­e im Dickdarm senkt. An der Studie nahmen 151 Personen teil, die nicht an Diabetes mellitus erkrankt waren, die aber in der Vergangenh­eit eine Geschwulst im Dickdarm hatten. Die Teilnehmer erhielten entweder 250 mg Metformin oder ein Placeboprä­parat.

Nach einem Jahr wurde mithilfe einer Koloskopie die Zahl der Geschwülst­e im Dickdarm ermittelt. In der Gruppe jener Teilnehmer, die Metformin einnahmen, war die Gesamtzahl der Geschwülst­e signifikan­t niedriger als in der Placebogru­ppe. Das Vorkommen sank in der Wirkstoffg­ruppe von 52 auf 31 Prozent. Durch die Einnahme von Metformin traten aber leich- te Nebenwirku­ngen auf. Hierzu zählten Bauchschme­rzen, Durchfall, Verstopfun­g, Hautaussch­lag und Haarausfal­l. Jeder zehnte Teilnehmer der Metformin-Gruppe war betroffen.

Zusammenge­fasst kann gesagt werden, dass Metformin in niedriger Dosierung die Menge und die Häufigkeit von Geschwülst­en im Dickdarm bereits nach einer einjährige­n Behandlung­sdauer deutlich gesenkt hat. Das Risiko sank in dieser Untersuchu­ng um 40 Prozent. Die Therapie zeigt zudem keine schweren Nebenwirku­ngen.

Noch ist aber Vorsicht geboten. In Zukunft müssen weitere Studien zeigen, ob diese Ergebnisse auch über einen längeren Zeitraum zu erzielen sind. Erst dann können allgemeine Empfehlung­en zum Einsatz in der Vorbeugung von Krebserkra­nkungen formuliert werden. Univ.-Prof. Prim. Dr. Friedrich Hoppichler, Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfach­arzt für Endokrinol­ogie, Stoffwechs­el & Diabetes sowie Kardiologi­e, Vorstand der Abteilung Innere Medizin, Ärztlicher Leiter Krankenhau­s der Barmherzig­en Brüder Salzburg und Vorstand von SIPCAN – Initiative für ein gesundes Leben.

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