Diabetes-Medikament: Schützt es vor Krebs?
Eine neue Studie aus Japan zeigt erstaunliche Effekte auch bei Nicht-Diabetikern. Noch ist aber Vorsicht geboten.
Eine japanische Studie zeigt erstaunliche Effekte in der Krebsvorbeugung, wenn ein bestimmtes Medikament gegen Diabetes II auch Nicht-Diabetikern verordnet wird. Noch ist aber Vorsicht geboten.
Metformin wird als Wirkstoff bei nicht insulinpflichtiger Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ 2) vor allem bei Personen mit erhöhtem Body-Mass-Index eingesetzt. In der Gruppe der oralen Antidiabetika ist Metformin der am häufigsten und am längsten eingesetzte Wirkstoff. Interessant an dieser Substanz ist, dass schon bei früheren Studien positive Effekte auf das Krebsrisiko beobachtet wurden.
Da Metformin zweckbestimmt bei Typ-2Diabetikern eingesetzt wird, wurden vor allem für diese Patientengruppe positive Effekte bezüglich Krebserkrankungen beobachtet. So liegen für Prostata-, Brust-, Gebärmutter- und Lungenkrebs gute Zahlen für das allgemeine Erkrankungsrisiko vor. Studien haben gezeigt, dass das Erkrankungsrisiko für Lungenkrebs unabhängig vom Geschlecht um 29 Prozent erniedrigt ist. Wenn Männer mit Diabetes mellitus Typ 2 auf die Einnahme von Metformin verzichten, liegt ihr Risiko für Prostatakrebs um ein Fünftel erhöht. Für Frauen konnte bei Einnahme des Wirkstoffs festgestellt werden, dass sich ihr Brustkrebsrisiko um 30 Prozent verringert hat. Das Risiko, an Gebärmutterkrebs zu erkranken, sank um die Hälfte.
In einer japanischen Studie wurde nun der Effekt von Metformin auf das Krebsrisiko von Nicht-Diabetikern getestet. Hierfür wurden die Teilnehmer zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt den Wirkstoff, die andere erhielt ein Placebopräparat. Um jegliche Beeinflussung auszuschließen, wussten nicht einmal die behandelnden Ärzte, ob ein Teilnehmer den Wirkstoff erhielt oder nicht.
An fünf Krankenhäusern wurde untersucht, ob eine regelmäßige Einnahme von Metformin das Risiko für gutartige Geschwülste im Dickdarm senkt. An der Studie nahmen 151 Personen teil, die nicht an Diabetes mellitus erkrankt waren, die aber in der Vergangenheit eine Geschwulst im Dickdarm hatten. Die Teilnehmer erhielten entweder 250 mg Metformin oder ein Placebopräparat.
Nach einem Jahr wurde mithilfe einer Koloskopie die Zahl der Geschwülste im Dickdarm ermittelt. In der Gruppe jener Teilnehmer, die Metformin einnahmen, war die Gesamtzahl der Geschwülste signifikant niedriger als in der Placebogruppe. Das Vorkommen sank in der Wirkstoffgruppe von 52 auf 31 Prozent. Durch die Einnahme von Metformin traten aber leich- te Nebenwirkungen auf. Hierzu zählten Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Hautausschlag und Haarausfall. Jeder zehnte Teilnehmer der Metformin-Gruppe war betroffen.
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass Metformin in niedriger Dosierung die Menge und die Häufigkeit von Geschwülsten im Dickdarm bereits nach einer einjährigen Behandlungsdauer deutlich gesenkt hat. Das Risiko sank in dieser Untersuchung um 40 Prozent. Die Therapie zeigt zudem keine schweren Nebenwirkungen.
Noch ist aber Vorsicht geboten. In Zukunft müssen weitere Studien zeigen, ob diese Ergebnisse auch über einen längeren Zeitraum zu erzielen sind. Erst dann können allgemeine Empfehlungen zum Einsatz in der Vorbeugung von Krebserkrankungen formuliert werden. Univ.-Prof. Prim. Dr. Friedrich Hoppichler, Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfacharzt für Endokrinologie, Stoffwechsel & Diabetes sowie Kardiologie, Vorstand der Abteilung Innere Medizin, Ärztlicher Leiter Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Salzburg und Vorstand von SIPCAN – Initiative für ein gesundes Leben.