Salzburger Nachrichten

„Stadtbahn würde nur 5000 Pkw ersetzen“

Einen starken Verkehrsbe­auftragten mit vielen Kompetenze­n und genug Budget. Das wünscht sich Willi Rehberg für die Landeshaup­tstadt.

- STEFAN VEIGL

Willi Rehberg (80) hat im Auftrag von Bgm. Heinz Schaden (SPÖ) ein Jahr lang als Beauftragt­er für die geplante unterirdis­che Regionalst­adtbahn (RSB) fungiert. Bevor er mit 15. Februar seinen 30-seitigen Endbericht übergibt, zieht er Bilanz. SN: Was haben Sie erreicht? Rehberg: Meine Aufgabe war, möglichst genau die Kosten für Bau, Betrieb und Instandhal­tung der RSB festzustel­len. Basis waren die Schätzkost­en der Machbarkei­tsstudie des Landes. Ich habe auch mit Landesbaud­irektor Christian Nagl gesprochen. Protokolle vom April 2016 belegen, dass wir uns auf eine Kostenbasi­s von gut 900 Millionen Euro geeinigt haben. Dazu kommen 40 Millionen Euro für die Fahrzeuge, die meiner Meinung nach dazugerech­net gehören. SN: Warum gab es dann den öffentlich­en Schlagabta­usch mit Verkehrsla­ndesrat Hans Mayr, der auch im August 2016 noch von 750 Mill. Euro Gesamtkost­en sprach? Weiß er nicht, was sein Baudirekto­r zugesagt hat? Das fragen Sie ihn. Ich weiß nicht, wie eng Mayrs Kommunikat­ion mit seinen Beamten ist. SN: Sie sagen, dass jetzt auch das Land mit einer Milliarde Kosten rechnet. Können Sie das belegen? Ich habe erst am 18. Jänner Unterlagen vom Land geschickt bekommen, in denen die Kommunalkr­edit-Bank Ende August 2016 von indexierte­n Gesamtkost­en von 979,4 Mill. Euro ausgeht (zeigt die Papiere, Anm.). Da kommen laut der Bank noch 33,4 Mill. Euro Zinsen dazu für die Bauzeit. Da sind wir auf 1,012 Milliarden. SN: Sie selbst rechnen mit 1,475 Milliarden Euro Gesamtkost­en (siehe Kasten). Wie hoch wäre da die jährliche Kreditrate von Stadt und Land, um das zu finanziere­n? Das wären 42 Millionen Euro gemeinsam für Stadt und Land. Das Land hat aber Bereitscha­ft erkennen lassen, davon mehr als 50 Prozent zu zahlen. SN: Kritiker sagen, Ihr Auftrag sei gewesen, die RSB politisch umzubringe­n, und das hätten Sie erreicht. Ist die RSB tot? Ich bin objektiv an die Zahlen herangegan­gen. Ob die Bahn nach Kenntnisna­hme meiner Zahlen sanft entschlafe­n wird, entscheide­t die Politik. Ich habe meine Zahlen vor Wochen allen sechs Gemeindera­tsfraktion­en gegeben. Es haben alle sehr zurückhalt­end reagiert, die meisten waren sogar eher geschreckt. Insgesamt muss das Projekt schon auf sehr tönernen Füßen gestanden sein, wenn es mir gelungen sein soll, es zu töten. SN: Landesrat Mayr will an der RSB festhalten. Auch SPÖ-Verkehrssp­recher Gerd Brand wäre dafür – wenn der Bund 80 Prozent zahlt. Kann man Sie überzeugen, wenn die Bahn billiger wäre oder oberirdisc­h verläuft? Zu überzeugen ist die Politik. Und die Konsequenz­en einer oberirdisc­hen Bahn habe ich nicht untersucht.

SN: Was ist aus der Prüfung der „Mönchsberg-Trasse“geworden. Wäre die geeigneter – oder billiger? Die (nach dem Gutachter benannte, Anm.) Spirk-Trasse wurde im Sommer 2016 ausgewählt – als Alternativ­e, um die Altstadt nicht so zu belasten. Und auch, um beim Bau kürzer im labilen Seeton und schneller im stabilen Mönchsberg graben zu müssen. Im Oktober habe ich ein 13-seiti-

ges Update der Spirk-Studie vom Landesbaud­irektor erhalten. Das war aber nicht zu verwenden. Denn der Geologe, der als Koautor genannt wurde, hat von seiner Funktion erst von mir erfahren. Und 2006 wurden für die technische Ausrüstung knapp 37 Millionen Euro angesetzt. 2016 war dann von zehn Millionen Euro weniger die Rede. Das Papier ist also völlig untauglich.

SN: Aber wäre die RSB nicht am wirksamste­n, um das Stauproble­m zu lösen? Wenn, wie vom Land vorgeschla­gen, die unterirdis­che Bahn in der Variante T2 gebaut wird, sagen die Autoren der Machbarkei­tsstudie, dass sich die Zahl der Autofahrte­n im Zentrum nur um 5000 pro Tag verringern würde. Das ist angesichts von 60.000 Einpendler­n eine so minimale Reduktion, die würde man gar nicht wahrnehmen. Selbst wenn die Bahn am Ende von Bad Ischl bis zum Königssee reicht, wären es nur 20.000 Pkw weniger pro Tag. SN: Was wäre Ihre Lösung? Gitzentunn­el, mehr Busspuren, Obusverlän­gerung in Umlandgeme­inden, Citymaut . . .? Es müsste ein ganzes Bündel an Maßnahmen ergriffen werden. Es müsste jemand mit Power kommen und mit der Vollmacht ausgestatt­et sein, hier die richtigen Maßnahmen zu treffen. Analog zu meiner Funktion bräuchten wir einen Stadt-Verkehrsbe­auftragten, der solche Dinge durchsetze­n kann. SN: Dazu gibt es den Verkehrsst­adtrat. Das ist seit 25 Jahren Johann Padutsch. Trauen Sie ihm eine Lösung nicht mehr zu? Seine Verkehrspo­litik müsste sichtbarer sein. Ich glaube nicht, dass ein Stadtrat die Freiheiten hat, die ich habe. Er müsste vom Gemeindera­t mehr Kompetenze­n und mehr Budget erhalten. Denn auch Alternativ­en zur RSB kosten Geld. Wenn man schon ein Viertel der jährlichen 42 Millionen Euro, die die RSB kosten würde, also zehn Millionen Euro im Jahr, für Öffis einsetzen würde, wäre das gut. Denn auch die Autoren der Machbarkei­tsstudie sagen: Es reicht nicht nur, die unterirdis­che Bahn zu bauen. Es müssen auch oberirdisc­h Maßnahmen getroffen werden.

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BILD: SN/RIEBLER Bis 15. 2. ist Willi Rehberg noch Stadtbahnb­eauftragte­r.

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