Die Verzerrung der Wirklichkeit
Zu „Einkommensschwach oder entlohnungsschwach“: Sehr geehrter Herr Bruckmoser, Ihr Artikel in den SN vom 24. Jänner war wieder großartig. Wie immer beurteilen Sie die herrschenden Zustände kritisch und argumentieren fachlich und menschlich. Gerade in unserer neoliberalen Zeit bleiben leider viele Menschen auf der Stecke, weil diese angeblich zu schwach sind, um sich ihren Platz in der Gesellschaft zu erkämpfen, damit verbunden auch ein Einkommen, von dem sie leben können. Somit werden diese Menschen zu Bittstellern und vom Staat abhängig. In unserer Gesellschaft ist die Solidarität nicht mehr sehr vorhanden und wir schauen selbstgerecht auf die sogenannten Minderleister herab. Wie Herr Mag. Fischill in seinem Leserbrief vom 30. Jänner der Meinung ist, dass arme Menschen in erster Linie an ihrer Situation selbst schuld sind, weil diese Alkoholiker, Raucher und Spieler sind und außerdem viele Kinder haben. Das finde ich ausgesprochen unfair und sehr selbstgerecht. Deshalb sind Journalisten wie Sie, die sich immer wieder auch für die sogenannten Schwachen einsetzen (wobei Einkommensschwache in keiner Weise intellektuell und menschlich schwach sind), so wichtig, weil damit auch schon ein Umdenken in unserer Gesellschaft und vielleicht auch in der Wirtschaft stattfindet. Herr Sandner hat völlig recht, wenn er eine Vermögenssteuer fordert, diese gibt es in fast allen europäischen Ländern, vor allem in der Schweiz, Deutschland und den skandinavischen Ländern. Dort sind dafür die Abgaben auf die Löhne und Gehälter wesentlich geringer als bei uns. Die Umverteilung in Österreich geschieht aufgrund der hohen Sozial- und Lohnsteuerabgaben auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung von unten nach oben und nicht umgekehrt. Danke für Ihre hervorragenden Artikel. Mag. Cornelia Tiemessen