Daten & Fakten Hoch dotiertes Forschungsprojekt
Der Politikwissenschafter Christian Göbel hat seit 2013 die damals neu geschaffene Professur für Sinologie mit sozialwissenschaftlicher Ausrichtung an der Universität Wien inne. Für sein aktuelles Forschungsprojekt zu den Auswirkungen des Internets auf Bürgernähe und die Regimestabilität in China erhielt er kürzlich eine Förderung im Umfang von rund 1,3 Millionen Euro aus den Töpfen des Europäischen Forschungsrats. Im Rahmen des Projekts werden die Onlineplattformen der Regierung untersucht, über die Bürger Informationen beziehen und Beschwerden einreichen können. Ein Teil der Forschung geschieht von Österreich aus und basiert auf dem Sammeln und Auswerten von Daten: Wie viele Beschwerden werden auf die Plattformen gestellt? Wie viele und welche werden zensuriert oder gelöscht und nach welchem Muster? Reagiert die Lokalregierung auf Beschwerden, ändert sie ihre Politik oder die entsprechenden Gesetze? Den zweite Teil des Forschungsprojekts bilden Interviews, die in China geführt werden. Wer zu Forschungszwecken nach China reist, muss ein eigenes Visum beantragen. Ansonsten riskiere man, von der Regierung ausgewiesen zu werden, erklärt Göbel. Den Sinologen führt seine Forschung mindestens ein Mal pro Jahr in die Volksrepublik. Bei seinem aktuellen Projekt arbeitet er mit lokalen Partnern wie Universitäten und Forschungsstellen zusammen, die ihm Kontakte vermitteln. Probleme mit Genehmigungen gab es nicht, weil es „in der Substanz kein Projekt ist, das sensible Themen streift“. Im Gegenteil: Die Lokalregierungen seien stolz auf die Beschwerdesysteme im Internet, die den Bürgerservice in den vergangenen Jahren stark verbessert hätten. Sie würden daher gern darüber sprechen.