Salzburger Nachrichten

Jetzt ist dieser Depp tatsächlic­h pleite

Geld macht vielleicht nicht glücklich. Aber es lassen sich damit schön irre Dinge tun. Johnny Depp zeigte exzellent vor, wie das geht.

- Bernhard Flieher

Johnny Depp soll eine Million Dollar in Wein investiert haben. In welchem Zeitraum diese Investitio­n stattgefun­den hat, ist unbekannt. Die Summe kommt mir ganz zeitunabhä­ngig recht hoch vor. Von Weinexpert­en in meiner Umgebung wird das durchaus bewundert. Weil wer kann, soll sich’s doch schmecken lassen, das Beste, sagen sie, und sie sagen gleich dazu, dass sie das natürlich nicht aus Neid sagen täten. Ich bin schon neidisch. Weil der Depp hatte auch ein schönes Anwesen nahe Saint-Tropez, Land auf den Bahamas, einen Privatjet und Klimts und Warhols. Gut, die eine teure Scheidung hatte er auch, aber er war auch mit Vanessa Paradis zusammen, die nicht zufällig so heißt. Das alles geht auch ins Geld und lässt sich leichter verstehen, auch wenn man nicht trinkt. Nun wird spekuliert darüber, was mit all dem schönen Tand passieren wird. Wir wissen von diesen Investitio­nen nämlich alles genau, weil der Depp angeblich pleite ist. Sein Management hat ihn, einen der bestverdie­nenden Schauspiel­er (48 Mille pro Jahr, heißt es), verklagt. In Summe dürfte der Wein da eh nur die Rolle eines Tröpfchens spielen. Wenn so eine Geschichte von einem verehrten Überstar auftaucht, werden epidemisch Psychologe­n in einschlägi­gen PromiMagaz­inen befragt. Die meisten sagten: Viel Geld, viele Probleme. Und zwei Stunden später, nach einer Doku über Arbeitslos­igkeit oder Obdachlose, sagen andere Psychologe­n das Gegenteil. Das ist doch verwirrend. Geld, ob man es hat oder nicht, verdirbt angeblich alles – sogar die Freundscha­ft. Da war der Depp anders. Der Depp, Rocker, Cowboy und als Freibeuter des Lebens einzig legitimer Thronfolge­r von Keith Richards, war nämlich offenbar ein verschwen- derisch guter Freund. Er hat für das Begräbnis seines Haberers Hunter S. Thompson drei Millionen Dollar spendiert. Wie viel von dieser Summe in die Kanone floss, mit der Thompsons Asche bei der Zeremonie in die Luft gejagt wurde, ist nicht bekannt. Psychologe­n wittern da profession­ell Irrsinn. Bedenkentr­äger schütteln moralisch den Kopf. Was bitte soll das bringen? Ja eh nichts, weil nicht immer alles etwas bringen muss, außer man klebt mit einem Dauerblick auf der Bilanz. Aber ein Mordsspaß war’s sicher. Und wenn er’s doch hatte, das Geld? Was der Depp noch davon hat, wird nun juristisch geklärt. Bis dahin gilt die unschuldig­e Vermutung, dass ein prassender, verschulde­ter Johnny Depp auch im Abgrund mehr wert bleibt als alle sinnlos reichen Dagobert Trumps dieser Welt.

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