Trotz allem die größte Show der Welt
110 Millionen Zuschauer verfolgen den 51. Super Bowl mit Atlanta gegen New England. Nie zuvor war das Großereignis so von der Politik überlagert.
Was haben ein deutscher Bierbrauer und mexikanische Avocadozüchter gemeinsam? Ohne beide ginge es nicht beim Endspiel der amerikanischen Profi-Footballer. Während sich die Teams um Patriots-Quarterback Tom Brady und Falcon-Star Matt Ryan auf dem Feld um die Vince-Lombardi-Trophäe raufen, tunken die Amerikaner Unmengen an Chips in Guacamole und spülen mit reichlich Gerstensaft nach.
Die Werbetreibenden wagen es, in diesem Jahr daran zu erinnern, wo diese als „Americana“eingebürgerte Tradition herkommt. Die Anheuser-Busch-Brauerei gab zum Sekundenpreis von 170.000 US-Dollar einen Spot für die Spielpause in Auftrag, der die Geschichte ihres deutschen Mitbegründers dramatisiert.
In „Born the Hard Way“(schwierige Geburt) erzählt die Werbung, wie der deutsche Adolphus Busch 1857 nach Amerika auswandert und bei seiner Ankunft in New York angefeindet wird. „Du bist hier nicht willkommen. Geh zurück, wo du herkommst.“Busch zieht nach St. Louis weiter. In einer Kneipe trifft er einen freundlichen Herrn, der ihn auf ein kühles Blondes einlädt: Eberhard Anheuser. Der Beginn einer Legende.
Eine Woche nach der Amtseinführung Donald Trumps und kurz nach Anordnung von Mauerbau und Muslimbann trug dem Biergiganten Budweiser diese harmlose Geschichte Boykottaufrufe rechter Fans des Präsidenten ein. Die Brauerei sah sich genötigt, zu versichern, ihr Spot verfolge keine politische Absicht.
Die Vereinigung „Avocados from Mexico“möchte im Gegensatz dazu genau diese Aufmerksamkeit erzeugen. Ein Super Bowl ohne „Guac“– genau das wäre die Konsequenz, wenn die 278 Millionen Avocados, die beim Football-Fest zur Dip-Creme verarbeitet werden, nicht über die Grenze gen Norden rollten.
Atemlos wird darüber spekuliert, was Lady Gaga wohl während der Halbzeit-Show machen wird, wenn sie die Bühne vor einem dreistelligen Millionenpublikum für sich hat. Der Austragungsort Houston, der 2004 mit Janet Jacksons „wardrobe malfunction“für Schlagzeilen sorgte, scheint vielleicht auch dieses Jahr für einen neuen Aufreger prädestiniert zu sein.
Sogar in den Münzwurf für die Seitenwahl wird diesmal etwas hineingelesen. Waren der ehemalige Präsident George H. W. Bush und Ehefrau Barbara, die dafür im Stadion erwartet werden, kürzlich bei der Amtseinführung nicht zu krank, Trump die Ehre zu erweisen?
Das Spiel selbst, so scheint es, wird zur wichtigsten Nebensache des Super-Bowl-Spektakels. Echte Football-Liebhaber freuen sich dennoch auf das Kräftemessen zwischen Brady und Ryan, die beide mit ihren Teams Geschichte schreiben wollen. Der 39-jährige Quarterback der Patriots mit dem fünften Titel, der Superstar der Falcons mit dem ersten Super-Bowl-Gewinn in der Clubgeschichte.