Salzburger Nachrichten

Wunderkast­en zeigte Fehler der Schnalzer

Lange herrschte bei den Aperschnal­zern Rätselrate­n, wenn es einmal nicht so knallte wie geplant. Mit dem Schnalzogr­aphen änderte sich das.

- Georg Brötzner, Erfinder

Es ist aus heutiger Sicht eine Kuriosität. Und dennoch nahm die Erfindung von Georg Brötzner im Jahr 1990 eine Trainingsm­ethode vorweg, die heute alle Aperschnal­zer praktizier­en. Fast jede Pass, die am kommenden Sonntag beim Gemeindesc­hnalzen in Viehhausen antritt, hat sich mit Laptop und entspreche­ndem Computerpr­ogramm auf den Wettbewerb vorbereite­t. Der Schnalzogr­aph von Georg Brötzner zeigte bereits vor 27 Jahren auf einem Streifen Papier jeden Goaßlschla­g der Schnalzer. Die Geschichte seines Geräts sei untrennbar mit der Schnalzerp­ass „Wals II“verbunden, sagt Brötzner, „das war eine legendäre Pass“.

Im Jahr 1977 gewannen die Walser das große Rupertigau­Preisschna­lzen. Danach wollte es bei ihnen nicht mehr so knallen, wie es knallen sollte. „Mein Cousin schnalzte dort mit. Und nachdem ich Fernmeldet­echniker bin, hat er mich gefragt, ob ich nicht ein Hilfsmitte­l für sie hätte.“

Zuerst kam Brötzner mit einem Diktierger­ät zum Schnalzert­raining. „Das hatte zwei Geschwindi­gkeiten. Mit der höheren haben wir aufgenomme­n und mit der geringeren haben wir abgespielt. So sollte man die Fehler besser hören.“So richtig waren die Schnalzer von der Methode aber nicht überzeugt. „Da war ja doch nur ein Geratter zu hören.“Die zündende Idee hatte dann ein Schnalzer der Walser Pass. „Der Feldinger Georg hat mich gefragt: Kann man die Schläge nicht irgendwie sichtbar machen?“

Gemeinsam mit seinem Nachbarn Heinz Kettele machte sich Georg Brötzner ans Basteln. Basis für den Schnalzogr­aphen war ein medizinisc­hes Gerät zur Behandlung mit galvanisch­en Stößen. Daran montierten die Techniker ein Mikrofon, Magnetspul­en übertrugen die akustische­n Signale auf einen Zeiger. „Der war die größte Schwierigk­eit. Eine Schnalzerp­ass pascht 99 Mal in neun Sekunden. Der Zeiger musste also sehr leicht sein, um so schnell schreiben zu können.“Eine Bleistiftm­ine löste das Problem: Der Schnalzogr­aph funktionie­rte.

Dessen Einsatz war für die Walser Schnalzer zugleich Fluch und Segen. „Das Gerät ist natürlich beinhart“, sagt Georg Brötzner. Schonungsl­os zeigte es die Fehler der Schnalzer auf. „Einer der Walser war etwa bei einzelnen Schlägen zu leise. Auf dem Schnalzogr­aphen war das zu sehen. Am Schluss wollte er die Papierroll­en gar nicht mehr anschauen.“

Das Gerät habe auch andere Probleme aufgezeigt, sagt Georg Brötzner. „Viele Passen begannen damals sehr schnell zu schnalzen. Das brachte ihnen viele Punkte bei den Preisricht­ern. Auf meinem Schnalzogr­aphen war aber zu sehen, dass bei den schnellen Schnalzert­akten einige Goaßlschlä­ge fehlten.“

„Ich wurde gefragt: Kann man die Schläge nicht sichtbar machen?“

Insgesamt war das Gerät aber ein Gewinn für die Walser Schnalzer. Vor dessen Einsatz war „Wals II“nur mehr 30. beim Rupertigau-Preisschna­lzen geworden. Danach konnten die Walser immerhin noch einmal Vierte werden.

Ende der 1990er-Jahre endete auch die Ära des Schnalzogr­aphen. Das wundersame Gerät wurde vom Laptop abgelöst. Die legendären Schnalzer von Wals II waren aber noch bis zum Jahr 2009 aktiv.

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