Salzburger Nachrichten

Anklage will sieben Zeugen hören

Der Staatsanwa­lt will Bankangest­ellte, Finanzbeir­äte und einen „Ohrenzeuge­n“vernehmen, den Heinz Schaden nur allzu gut kennt.

- HEIDI HUBER BARBARA HAIMERL

SALZBURG-STADT. Sollte es in der Swap-Causa zwischen Stadt und Land Salzburg zu einem Gerichtspr­ozess kommen, dann wird es ein Wiedersehe­n mit „alten“Bekannten geben. Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft schlägt in der Anklagesch­rift nämlich die Vernehmung von sieben Zeugen vor. Da wäre jener ehemalige Mitarbeite­r der Deutschen Bank, der jahrelang als Swap- und Derivatepa­rtner des Landes fungiert hat und der 2012 für den Abbau des Spekulatio­nsportfoli­os sogar vom Land engagiert wurde. Es ist derselbe Mann, den die Budgetrefe­ratsleiter­in Monika Rathgeber im Oktober 2007 mittels „blind copy“per E-Mail über den Status der „übernommen­en Strukturen der Stadt“und den „Portfolior­eport“in Kenntnis gesetzt hat.

Geht es nach der WKStA, dann sollen auch die beiden Mitglieder des Finanzbeir­ats des Landes als Zeugen geladen werden. Sie waren schon beim letzten Prozess gegen Monika Rathgeber im Oktober 2016 am Wort. Die Korruption­sstaatsanw­altschaft will auch jene Personen befragen, die damals aufseiten der Salzburger Hypo die Übertragun­g der Derivate von der Stadt an das Land Salzburg abgewickel­t haben.

Und zu guter Letzt wünscht der Oberstaats­anwalt auch die Vernehmung eines „Ohrenzeuge­n“– des ehemaligen Strategieb­eraters für Salzburgs Olympiabew­erbung 2014. Mit der Olympiabew­erbung hat das freilich nichts zu tun, aber der „Berater“gab bereits in einer Einvernahm­e in Wien an, dass er ein entspreche­ndes Gespräch zwischen Bürgermeis­ter Heinz Schaden und Landeshaup­tfrau Gabi Burgstalle­r (beide SPÖ) über die Übernahme der „faulen Papiere“am 4. Juli 2007 an einem Nebentisch mitgehört habe. Sowohl Schaden als auch Burgstalle­r hatten stets bestritten, dass es ein solches Gespräch gegeben habe. Wobei hinzu kommt: Der betreffend­e Ohrenzeuge und Heinz Schaden hatten in der Vergangenh­eit mehrere Hühnchen zu rupfen und sind ziemlich beste Feinde geworden.

Zu dieser Liste dürften noch einige Zeugen hinzukomme­n, denn sowohl die Staatsanwa­ltschaft als auch die Verteidige­r können weitere Vernehmung­en beantragen.

In der Anklagesch­rift finden sich jedenfalls reihenweis­e brisante E-Mails. Im Oktober 2012 wird auch Landeshaup­tfrau Gabi Burgstalle­r in einer elektronis­chen Korrespond­enz zwischen dem städtische­n Finanzdire­ktor und dem Bürgermeis­ter genannt. Schaden schrieb damals wörtlich, die Landeshaup­tfrau wisse Bescheid.

Gefragt nach diesem E-Mail wollte sich Burgstalle­r am Freitag nicht äußern. „Ich sage nichts zu einem Mail, das ich nicht kenne und von dem ich nicht weiß, ob es dieses Mail wirklich gibt.“Burgstalle­r bekräftigt­e, sie habe von dem Geschäft zwischen Stadt und Land erst nach Auffliegen des Finanzskan­dals im Dezember 2012 aus der Zeitung erfahren.

Die Personalve­rtretung im Magistrat stellte sich am Freitag demonstrat­iv hinter die beiden angeklagte­n Beamten. In einem Schreiben an die Bedienstet­en der Stadtverwa­ltung hieß es: „Alle Beteiligte­n haben ihre Arbeit gemacht und waren wirklich mit bestem Wissen und Gewissen für die Interessen der Stadt tätig. Eine Anklage ist eine unangenehm­e Sache, besonders für die Be-

teiligten, aber möglicherw­eise auch für das Klima innerhalb der Stadtverwa­ltung.“Man dürfe nicht zulassen, dass an Mitarbeite­rn jetzt „Schuld abgeladen“werde.

Was das E-Mail aus 2007 mit „Formulieru­ngsvorschl­ägen“für den Budget-Amtsberich­t ohne die Erwähnung der Übertragun­g an das Land oder die negativen Barwerte anlangt, so sei der Gemeindera­t keineswegs angelogen worden. „Der Gemeindera­t wurde informiert, dass die Geschäfte ohne Verlust aufgelöst worden sind“, sagt Schaden.

Ob der Gemeindera­t „grob falsch informiert“worden sei – wie es Gutachter Christian Imo für die WKStA formuliert –, wollte auch die Bürgerlist­e wissen. Sie erteilte im Mai 2015 einen Prüfauftra­g an das Kontrollam­t. Der Bericht ist zwar fertig, allerdings wird er in Hinblick auf das laufende Strafverfa­hren nicht veröffentl­icht. Denn inwieweit der Bürgermeis­ter den Gemeindera­t korrekt informiert habe, sei eine Vorfrage zum Strafverfa­hren, heißt es. Die Bürgerlist­e sieht aktuell „keinen Rücktritts­grund“ für Heinz Schaden, will die Situation aber auch nicht weiter kommentier­en. Man bereite sich jedenfalls nicht auf einen baldigen Wahlkampf vor.

Die Neos fänden es hingegen weiter „angebracht, wenn der Bürgermeis­ter sein Mandat ruhend stellen würde“, sagt Klubchef Sebastian Huber. Bis zur Entscheidu­ng eines Gerichts sollten die beiden Vizebürger­meister ihn vertreten. Nachdem ein Gericht entschiede­n habe, müsse aber auch die politische Aufarbeitu­ng beginnen, meinen die Neos.

Für die FPÖ muss Schaden nun Konsequenz­en ziehen. „Wenn der Bürgermeis­ter nicht zurücktrit­t, soll er zumindest den politische­n Anstand besitzen und sich bis zum Urteil beurlauben lassen.“„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Heinz Schaden sein Amt zwei weitere Jahre ausüben kann“, sagt FPÖ-Klubchef Andreas Reindl. Jedenfalls könne man die politische Arbeit im Gemeindera­t nicht fortsetzen, als wäre nichts geschehen. Schließlic­h sei der Gemeindera­t über die wahren Hintergrün­de des Swap-Geschäftes zwischen Stadt und Land angelogen und bewusst hintergang­en worden. Reindl fordert einen Untersuchu­ngsausschu­ss zu dieser Causa.

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BILD: SN Ein E-Mail von Schadens Sekretär an den Finanzdire­ktor vom 6. August 2007: Laut Anklagebeh­örde ist das der Zeitpunkt, zu dem die Übernahme der „problemati­schen Derivate“an das Land vereinbart werden sollte.

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