Salzburger Nachrichten

Heinz Schaden ist in arger Bedrängnis

Es herrscht der Eindruck, dass um den „Stadt-Land-Deal“gemauschel­t und vertuscht wurde. Ob das strafrecht­lich relevant ist, wird das Gericht entscheide­n. Politisch ist es jedenfalls von Belang.

- VIA KONKRET Sylvia Wörgetter SYLVIA.WOERGETTER@SALZBURG.COM

Schaden sollte eine Beurlaubun­g ernsthaft prüfen

Es ist verständli­ch, dass Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ) zu den Vorwürfen, die die Korruption­sstaatsanw­altschaft in der Anklage gegen ihn erhebt, nicht im Detail Auskunft geben will. Was er sagt, kann später vor Gericht gegen ihn verwendet werden. Da ist jedes Wort auf die Goldwaage zu legen.

Daher hat er diese Woche erklärt, die juristisch­en Aspekte seien von den politische­n zu trennen – und nur zu Letzteren wolle er Stellung nehmen.

Doch da irrt er. Schaden ist aktiver Spitzenpol­itiker. Und als solcher hat er sich und sein Tun der Öffentlich­keit zu erklären. Und damit alles zu erläutern, was mit dem „Stadt-LandDeal“von 2007 zu tun hat.

Was ist damals geschehen? Das Land hat ohne erkennbare Gegenleist­ung sechs heikle Finanzgesc­häfte der Stadt übernommen. Dadurch soll dem Land laut Anklage ein Schaden von 4,8 Mill. Euro entstanden sein. Für den Staatsanwa­lt erfüllt der „Deal“den Tatbestand der Untreue und der Beihilfe zur Untreue. Ob dem so ist, wird ein Gericht entscheide­n. Bis dahin gilt für alle Beteiligte­n die Unschuldsv­ermutung.

Als handelnde Personen nennt der Staatsanwa­lt aufseiten der Stadt den Bürgermeis­ter, seinen damaligen Sekretär und späteren Büroleiter – er ist mittlerwei­le Magistrats­direktor – sowie den damaligen Sachbearbe­iter und nunmehrige­n städtische­n Finanzdire­ktor als Akteure. Aufseiten des Landes soll der damalige Finanzrefe­rent Othmar Raus (SPÖ) tätig gewesen sein, die damalige Budgetrefe­ratsleiter­in Monika Rathgeber, ein weiterer Beamter und Finanzhofr­at Eduard Paulus. Das sind sieben Angeklagte.

Zur Abwicklung des „Deals“und danach wurden E-Mails hin- und hergeschri­eben. Darauf stützt sich die Anklage unter anderem. Die E-Mails werfen Fragen auf, die juristisch wie politisch brisant sind. Zum Beispiel diese: Wurden Stadtsenat und Gemeindera­t 2007 über den „Stadt-Land-Deal“und die finanziell­e Gebarung der sechs Derivate getäuscht?

Im E-Mail-Verkehr werden jedenfalls „drei Formulieru­ngsvorschl­äge“für den BudgetAmts­bericht erörtert. Einige Punkte „wie die Übertragun­g an das Land und die Höhe der Barwerte“der Derivate sollten demnach „unerwähnt“bleiben.

Schaden sagte im SN-Interview, der Stadtsenat sei informiert worden, dass die Derivate ohne Verlust „geschlosse­n“worden seien. So steht es auch im Amtsberich­t vom 3. Dezember 2007. Das war im Bericht nicht gelogen. Aber: Es war auch nicht die ganze Wahrheit. Diese hätte gelautet, dass nun das Land auf den Papieren saß – und diese mitnichten aufgelöst waren. Warum wurde dieser Umstand nicht erwähnt?

Gern wüsste man auch, wie sich der Widerspruc­h zwischen einem E-Mail des Bürgermeis­ters und den Aussagen der ehemaligen Landeshaup­tfrau Gabi Burgstalle­r (SPÖ) erklärt. Burgstalle­r sagt, von Derivaten egal welcher Art erstmals im Dezember 2012 erfahren zu haben – also nach Auffliegen des Finanzskan­dals. Schaden aber schreibt in einem E-Mail vom Oktober 2012, also Wochen vorher: „Die LHF weiß Bescheid.“Damit konfrontie­rt antwortete der Bürgermeis­ter am Freitag nur ausweichen­d (SN-Video auf WWW.SALZBURG.COM).

In demselben E-Mail Schadens vom Oktober 2012 heißt es weiters: „Aber, was soll es, wir haben keine Derivate mehr,

thanks to Raus und Paulus!“Wie passt dieser Satz zu der Versicheru­ng, Schaden und Raus hätten zwar miteinande­r geredet, aber nie eine politische Absprache getroffen?

Eines ist unbestritt­en: Die Übertragun­g der Derivate an das Land war eher zum Nutzen und sicher nicht zum Nachteil der Stadt. Nach den Gesetzen des Rechtsstaa­ts gibt es außerdem keinen Grund, dass Heinz Schaden zurücktrit­t.

Nach den Gesetzen der Realpoliti­k aber muss er sich fragen, wie handlungsf­ähig er sein kann, während er sich auf einen Strafproze­ss von großer persönlich­er und politische­r Tragweite vorbereite­n muss. Es gibt die Möglichkei­t, sich beurlauben zu lassen. Heinz Schaden sollte diese Möglichkei­t ernsthaft prüfen – in seinem Interesse und dem der Stadt.

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Das große Geld . . .
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WWW.SALZBURG.COM/WIZANY

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