Der Skisport kehrt an seine Wurzeln zurück
Es ist wie eine Rückkehr an alte Stätten und in alte Zeiten. Die Ski-WM wird am kommenden Montag in St. Moritz eröffnet – einem durchaus charmanten Ort für diesen Sport. Kein Ort hat die WM öfter ausgetragen, bereits zum fünften Mal werden hier die Titelträger gekürt, die Premiere dazu fand bereits 1934 statt. Das ist schön, im übertragenen Sinn ja fast edel: Das Millionärsdorf in den Alpen erinnert sich seiner Wurzeln – das ist nicht immer so im Sport und auch nicht im Leben.
Zum letzten Mal wurde 2003 hier um Medaillen gefahren. Die Namen der handelnden Personen wie Bode Miller oder Michael Walchhofer klingen noch vertraut – und doch hat sich der Sport dramatisch gewandelt seither. Mit dabei war 2003 auch Erik Guay. Der Kanadier hat erst in der Vorwoche in Garmisch bei einem unglaublichen Sturz kopfüber schwerste Verletzungen vermieden, weil er in der Luft gespürt hat, dass sein Airbag aufgeht, und sich in diese Richtung gedreht hat. Allein dieses Detail zeigt, was seit 2003 alles passiert ist: Es gab Materialrevolutionen, Sicherheitsdebatten und eine nachhaltige Wirtschaftskrise 2008, es gibt Klimawandel und Gezerre um Marketing- und TV-Rechte. Und doch existiert der Sport – vielleicht besser denn je.
Stichwort TV. Da hat eine Sportart vorexerziert, wie es geht, und deren WM beginnt zwei Tage später vor unserer Haustür in Hochfilzen: Biathlon. Der einstige militärische Patrouillenlauf hat (durchaus verständlich) sogar seinen Namen abgelegt, um modern zu werden. Als Randsportart hat man sich dem Fernsehen unterworfen, um die Sportart so zu verändern, wie man es nicht an der Strecke, sondern im TVStudio für richtig hält. Der Erfolg war durchschlagend: Fast 200.000 Zuschauer werden in Hochfilzen erwartet.
Was an beiden Veranstaltungen den Reiz ausmacht? Nun ja, Sport wird dort gelebt, wo er geboren wurde. Wie Eishockey in Kanada, Fußball auf den Britischen Inseln, Ski in St. Moritz. Die olympischen Retortenspiele in Südkorea 2018 kommen früh genug. In dem Sinn: Genießen Sie die nächsten zwei Wochen als Passivsportler.