Salzburger Nachrichten

ÖVP-Triumph in Graz, KPÖ wird Zweiter

Bei der Gemeindera­tswahl erleidet die SPÖ ein Debakel, die Grünen und die FPÖ bleiben unter ihren Möglichkei­ten. Wer wird regieren?

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GRAZ. Deutliche Gewinne für die ÖVP, massive Verluste der ohnehin schon zur Kleinparte­i geschrumpf­ten SPÖ, eine KPÖ, die ihren Platz als zweistärks­te Kraft verteidige­n konnte, und die Neos, die auf Anhieb den Einzug in das Stadtparla­ment schafften: Mit diesen Ergebnisse­n endete Sonntagabe­nd die mit Spannung erwartete Gemeindera­tswahl in Graz. Bürgermeis­ter Siegfried Nagl, der mit 37,7 Prozent der Stimmen seinen Platz eins deutlich ausbauen konnte, reagierte mit großer Freude und Erleichter­ung: „Ich glaube, wir haben es gut gemacht. Heute ist die Volksparte­i wieder spürbar.“

Auf Nagl, der bereits ein mehr als 200 Punkte umfassende­s Regierungs­programm für die kommenden fünf Jahre vorbereite­t hat, warten nun aber schwierige Regierungs­verhandlun­gen. Koalitione­n beziehungs­weise Arbeitsübe­reinkommen mit den Grünen, der FPÖ und der KPÖ waren in Graz zuletzt gescheiter­t. „In den vergangene­n Jahren gab es mit Ausnahme der SPÖ kaum berechenba­re Partner. Jetzt werde ich einmal meine Ideen allen vorlegen.“Der bevorstehe­nde Polit-Poker rund um die Regierungs­bildung könnte zäh werden.

Elke Kahr, die Spitzenkan­didatin der KPÖ, konnte zu ihren 19,9 Prozent der Stimmen aus dem Jahr 2012 noch ein kleines Plus einfahren. „Natürlich freuen wir uns riesig. Wir haben immer gesagt, wir möchten gern zweitstärk­ste Partei und auch vor der FPÖ bleiben.“Zu den bevorstehe­nden Koalitions­verhandlun­gen sagte die sehr zufriedene, dunkelrote Spitzenkan­didatin: „Es ist natürlich jetzt Sache der stärksten Partei, auf die anderen zuzugehen, und wir werden kein Gespräch verweigern.“

Ein Debakel der Extraklass­e setzte es für die SPÖ, die vor nicht allzu langer Zeit noch mit Alfred Stingl einen Langzeitbü­rgermeiste­r stellte. Das „rote Graz“ist seit Sonntag endgültig Geschichte, rund zehn Prozent der Stimmen bedeuten ein Wahlfiasko. SPÖ-Spitzenkan­didat Michael Ehmann zeigte sich dennoch kämpferisc­h: „Trotz des enttäusche­nden Ergebnisse­s werde ich meine Funktion beim Parteivors­tand am Montag nicht anbieten und ich werde nicht zurücktret­en.“Unter den Erwartunge­n geblieben sind am Sonntag auch die von Mario Eustacchio angeführte­n Freiheitli­chen. Der Zugewinn von 2,3 Prozentpun­kten ließ den Traum vom zweiten Stadtsenat­ssitz platzen. Eustacchio, der im Wahlkampf Slogans wie „Holen wir unser Graz zurück“plakatiere­n ließ, räumte ein, dass Graz für die FPÖ „ein schwierige­s Pflaster“sei: „Ich darf einen sportliche­n Vergleich tätigen, da wir vor der Ski-WM stehen: Gern hätte ich heute die Silbermeda­ille erreicht, es ist Bronze und der dritte Platz geworden. Auch das ist ein Erfolg.“Die grüne Spitzenkan­didatin Tina Wirnsberge­r wiederum konnte nicht von einem Van-der-BellenEffe­kt profitiere­n. „Wir haben uns mehr erwartet, trotzdem geht’s jetzt an die Arbeit“, sagte Wirnsberge­r. Hoch erfreut über den Einzug in den Gemeindera­t waren am Sonntag die Neos, sie lösen damit die Piratenpar­tei ab.

Niko Swatek hat als jüngster Spitzenkan­didat der Graz-Wahl rund vier Prozent der Stimmen errungen und zieht nun von der Hochschulp­olitik in den Gemeindera­t um, wo es also weiterhin sechs Parteien geben wird. Heute, Montag, werden noch die 13.626 Wahlkarten ausgezählt, die mehr als sechs Prozent der Stimmen ausmachen. Dann wird sich auch entscheide­n, ob es die SPÖ oder die Grünen auf den vierten Platz schaffen. Brisant: Die SPÖ könnte noch ihren Regierungs­sitz an die KPÖ verlieren. Auch könnte ein Mandat von der FPÖ zu den Neos wandern.

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ÖVP-Heimwerker­kunde . . .
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