Siegi Nagls vierter Streich: Mit Wohlfühlthemen zum Erfolg
Siegi Nagl Superstar. Mit 53 Jahren hat er nach dem „Bürgermeister-Hattrick“noch einen vierten Wahlsieg hinzugefügt. Er, der als Kind Indianerhäuptling werden wollte, hatte im Jahr 2000 eine schwächelnde Stadtpartei übernommen. Seine Stärke sind professionell konzipierte Wahlkämpfe, die mit Wohlfühlthemen („Optimismus statt Pessimismus“) breite Schichten ansprechen. An Defiziten in Sachen Urbanität und Toleranz hat Nagl über die Jahre konsequent gearbeitet, anders als in seinen Anfangstagen sind heute von ihm keine ultrakonservativen Wortmeldungen zu Themen wie Homosexualität mehr zu hören. Im Cartellverband war der junge Student Nagl „Milupa“genannt worden, wurde er doch bereits im Alter von 18 Jahren Vater. Mittlerweile haben ihn seine vier Kinder bereits mehrfach zu einem jugendlich wirkenden Großvater gemacht. Kraft und Entspannung holt sich Nagl beim Joggen sowie durch asiatische Kampfsportarten. Ob Eröffnung einer internationalen Tagung, Ehrenabend für Senioren oder im unkonventionellen Interview im Theater im Bahnhof: Nagl, der im Gemeinderat gern Witze erzählt, meistert unterschiedliche Herausforderungen, wirkt wie ein eloquenter Moderator in der Stadt, in der bereits über 300.000 Menschen gemeldet sind. Seine Reifeprüfung als Bürgermeister hat Nagl mit seinem souveränen Konfliktmanagement nach der Grazer Amokfahrt bestanden.
Dass er auch als Machtpolitiker überzeugen kann, wissen etwa die Grünen, die von Nagl einst aus der Koalition gedrängt wurden. In der vergangenen Legislaturperiode kündigten erst die Freiheitlichen das Arbeitsübereinkommen mit ÖVP und SPÖ, später ließ der Streit um eine Volksbefragung zum Murkraftwerk ein Bündnis zwischen Nagl und der KPÖ („Don Camillo und Peppona“) platzen. Der oft mit Zitaten prominenter Persönlichkeiten hantierende Betriebswirt wird nun Verhandlungsgeschick brauchen, um eine arbeitsfähige Regierung zu formen. Seit Sonntag ist Nagl einmal mehr auch ein Kandidat für die Landes-ÖVP. Manche sehen in ihm einen Nachfolger für Hermann Schützenhöfer. Gut möglich, dass Nagl aber lieber in Graz einen fünften Wahlsieg anpeilt.