Weniger Studenten oder mehr Geld für die Universitäten
Die Regierung nimmt sich Erstaunliches vor: eine ehrliche Hochschulpolitik.
Im neuen Arbeitspakt der Regierung gibt es einen Punkt, der auf nahezu ungeteilte Begeisterung gestoßen ist – die Ankündigung einer Studienplatzfinanzierung.
Hinter diesem Plan steckt die Erkenntnis, dass die Universitäten mit ihrem derzeitigen Budget bei Weitem nicht allen Studenten gute Studienbedingungen bieten können. Die Folge sind hohe Abbrecherquoten, die für die Studienabbrecher verlorene Lebenszeit und für den Staat verlorenes Geld bedeuten.
Aus dieser Situation gibt es zwei Auswege. Entweder das Uni-Budget wird an die Studentenzahl angepasst oder die Studentenzahl an das Uni-Budget. Im ersten Fall muss es zu einer deutlichen Budgeterhöhung kommen, im zweiten Fall zu einer Beschränkung der Studentenzahl. Den Schlüssel zu beidem liefert die Studienplatzfinanzierung.
In diesem Modell wird zunächst errechnet, wie hoch die Kosten eines Studienplatzes sind. Dies ist von Fach zu Fach unterschiedlich, besonders kostspielig ist das Medizinstudium mit rund 35.000 Euro pro Student und Jahr. Der zweite Schritt besteht darin, dass der Staat festlegt, wie viele Studenten er im betreffenden Fach zu finanzieren bereit ist. Und drittens muss er den Zugang zu den Studien durch Aufnahmetests entsprechend begrenzen.
Dieses Modell braucht nicht neu erfunden zu werden. Der Staat praktiziert es bei den Fachhochschulen seit vielen Jahren. Es auf die Universitäten anzuwenden widerspricht aber dem Dogma vom freien Hochschulzugang. Denn so viel Geld, dass er jede Studentenzahl finanzieren kann, wird der Staat nie haben. Im Gegenteil: Die Universitäten werden heute finanziell so kurz gehalten, dass das Betreuungsverhältnis – Studenten pro Professor – extrem schlecht ist. Was den heimischen Universitäten regelmäßig Zurückstufungen in den internationalen Uni-Rankings beschert.
Schon jetzt gibt es daher in überlaufenen Fächern Zugangsbeschränkungen, etwa in Me- dizin, Psychologie und Publizistik. Heiße Kandidaten für neue Zugangsbeschränkungen wären Rechtswissenschaften, Pädagogik, Soziologie und Politikwissenschaften. Allerdings gibt es von Uni zu Uni Unterschiede. Ein Fach, das in Wien überlaufen ist, ist es in Graz oder Innsbruck vielleicht nicht.
Aber nicht an diesen Detailfragen, sondern am Geld ist der Versuch, eine Studienplatzfinanzierung einzuführen, schon einmal gescheitert. Nach einem Anlauf 2010 kam die Regierung bald zu dem Ergebnis, dass sie die notwendigen Mittel nicht habe. Ob das diesmal anders sein wird? Die Universitätenkonferenz nennt als Untergrenze zusätzliche 500 Millionen Euro für drei Jahre, um ausreichend Lehrpersonal anstellen zu können.
Man darf gespannt sein, wie der Anlauf für eine Studienplatzfinanzierung diesmal endet. Es wäre fast eine Jahrhundertreform.