Salzburger Nachrichten

Der Präsident steht nicht über dem Gesetz

Donald Trumps Einreiseba­nn ist gestoppt. Gerichte bremsen den Präsidente­n – eine frühe Warnung für ihn. Aber wird er daraus lernen?

- THOMAS J. SPANG

WASHINGTON. Kommando zurück! Genauso schnell, wie die US-Regierung nach dem Exekutivbe­fehl Donald Trumps vor gut einer Woche die Grenzen für die vom Einreisest­opp betroffene­n Personen dichtgemac­ht hat, werden diese nach der vorläufige­n Entscheidu­ng des 9. Berufungsg­erichts in San Francisco nun wieder geöffnet.

Die Richter wiesen am frühen Sonntagmor­gen einen Eilantrag des Justizmini­steriums zurück, mit dem die US-Regierung die von einem Bundesrich­ter am Samstag im Bundesstaa­t Washington angeordnet­e vorübergeh­ende Aussetzung des Exekutivbe­fehls rückgängig machen wollte. Vor einer abschließe­nden Entscheidu­ng verlangt das Gericht weitere Unterlagen der Regierung.

Im Grunde bedeutet das eine Rückkehr zu den Einreisebe­stimmungen vor dem Dekret des Präsidente­n. Trotz der beispiello­sen Kritik des Weißen Hauses an dem, wie es hieß, „unverschäm­ten Urteil“folgten die Behörden den richterlic­hen Anordnunge­n. Das Heimatschu­tzminister­ium informiert­e die Fluggesell­schaften, Reisende mit gültigen Visa aus den sieben mehrheitli­ch muslimisch­en Ländern Syrien, Iran, Irak, Sudan, Somalia, Libyen und Jemen dürften ab sofort wieder in die USA kommen. Die USA hatten nach dem Dekret ursprüngli­ch mehr als 60.000 Visa für ungültig erklärt.

Das US-Außenminis­terium teilte den zuständige­n Stellen bei den Vereinten Nationen mit, die USA stünden bereit, weitere Flüchtling­e aus Syrien aufzunehme­n. Der für die Umsiedlung verantwort­liche Abteilungs­leiter im Außenminis­terium, Lawrence Bartlett, erteilte in einem E-Mail die Anweisung, neue Reisearran­gements für Flüchtling­e zu treffen. Menschen- und Bürgerrech­tsorganisa­tionen rieten den Betroffene­n, keine Zeit zu verlieren. „Buchen Sie so schnell wie möglich“, erklärte Jerome Frank von der Legal Services Organizati­on der Yale Law School und sprach damit die unsichere Rechtslage nach der Entscheidu­ng des 9. Bundesberu­fungsgeric­hts in San Francisco an.

Sollte das Gericht in den kommenden Tagen zu der Ansicht gelangen, Richter James L. Robart habe seine Kompetenze­n überschrit­ten, könnte die Regierung den Einreisest­opp wieder in Kraft setzen.

Analysten halten dieses Szenario allerdings für wenig wahrschein­lich. Das dürfte der Präsident auch von seinen Rechtsbera­tern gehört haben. Statt die Entscheidu­ng hinzunehme­n, übte sich Trump in Richtersch­elte. „Die Meinung dieses sogenannte­n Richters“, so kanzelte er den von George W. Bush berufenen Robart ab, „ist lächerlich und wird kassiert“.

Nach der juristisch­en Niederlage­n bei dem Versuch, Bürger aus sieben muslimisch geprägten Ländern die Einreise zu verbieten, hat US-Präsident Donald Trump mittlerwei­le aber intensive Personenko­ntrollen angeordnet. Er habe das Ministeriu­m für Heimatschu­tz angewiesen, Einreisend­e sehr sorgfältig zu überprüfen, teilte Trump am Sonntag per Twitter mit. Die Gerichte machten dies sehr schwierig.

Zudem wiederholt­e Trump seine Vorwürfe gegen die Justiz. Er könne nicht glauben, dass ein Richter das Land in solch eine Gefahr bringe. Wenn etwas passiere, sollten der Richter und das Justizsyst­em verantwort­lich gemacht werden.

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BILD: SN//AFP Widerstand! New Yorks demokratis­cher Senator Charles Schumer protestier­t wie viele US-Bürger gegen Donald Trumps Einreisede­kret.

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