Vom Leben lässt sich auch entspannt erzählen
Skizzen einer Annäherung sind in der ARGEkultur mit „Hiesigen“und „Dortigen“entstanden.
Endlich einmal kein „Integrationstheater“! Und auch kein „Flüchtlingsdrama“! Und kein „Betroffenheitsstück“! Im Studio der ARGEkultur stehen zwei Gruppen von Jugendlichen auf der Bühne. Nennen wir sie die „Hiesigen“und die „Dortigen“, die von weiter her kommen, Afghanistan, Somalia.
Zuerst, in einem Film, der heitergelöst und selbstironisch berichtet, wie alles begann und wie es schließlich ganz woandershin gelangte, sitzen diese Gruppen noch isoliert. Man wünsche sich vielleicht, etwas über die jeweils Anderen zu erfahren. Am Ende, nach gut einer Stunde, wenn einer angefangen hat zu tanzen und alle ihm nach und nach folgen, nimmt man gar nicht mehr so richtig wahr, dass da „Hiesige“und „Dortige“miteinander umgehen: Sie gehören einfach zusammen. Man muss sich ja auch nicht gleich um den Hals fallen.
„Skizze einer Annäherung“nennen nach dreimonatiger Probenzeit die Regisseurinnen Bernadette Heidegger und Marion Hackl das Projekt. Das suggeriert: Behutsamkeit. Junge Leute, egal ob von da oder dort, erzählen über sich; jeder hat seine Vorstellungen, Fragen, Wünsche, Probleme – aber alle haben auch einen wunderbar leichten, frischen, schelmischen Witz, von Anfang an: Einer behauptet, er besäße zwei Krokodile, aber die seien ihm jetzt in die Salzach entlaufen. Andere, sagt er, lügen ja auch . . .
Jede „Gruppe“soll ein Lied aus der Heimat singen. Verdutzte Gesichter, dann stimmen die Hiesigen den Andachtsjodler an. Mehr und mehr fallen ein, auch der eine oder andere Dortige – bis ein „Fremder“fragt, was denn eigentlich „Tjo tjo i ri“heißt. Äh, wie? Ja, eigentlich – nix. Und als der junge Mann aus Somalia ein „afrikanisches“Lied intoniert, behauptet er, es sei eigentlich eh ein österreichisches. Genau genommen sogar – ein oberösterreichisches. Herrlich, der Schalk!
Die flüchtigen Skizzen sind wunderbare, unverkrampfte Szenen geworden, die deswegen so fein wirken, weil sie entspannt daherkommen und trotzdem nicht verbergen, dass dahinter – weder bei den Dortigen noch bei den Hiesigen – nicht nur etwas Leichtlebiges steckt. Aber wenn man das gegenseitige Vertrauen sucht, dann fällt es leichter, ein wenig zu träumen.
„Salzburg träumt – Fantasien einer gelingenden Integration“ist solcherart ein überraschendes, schönes Stück Hoffnung. Vielleicht sollten wir ja doch öfter in heiterer Gelassenheit miteinander umgehen. Die jungen, erfrischenden, zugleich authentischen und kunstsinnig geführten (Laien-)Spieler machen es uns vor. Hingehen, bitte, und, junge Freunde: weitermachen! Theater: