Salzburger Nachrichten

Vom Leben lässt sich auch entspannt erzählen

Skizzen einer Annäherung sind in der ARGEkultur mit „Hiesigen“und „Dortigen“entstanden.

- „Salzburg träumt“. ARGEkultur, 7. und 8. 2., 19.30 Uhr.

Endlich einmal kein „Integratio­nstheater“! Und auch kein „Flüchtling­sdrama“! Und kein „Betroffenh­eitsstück“! Im Studio der ARGEkultur stehen zwei Gruppen von Jugendlich­en auf der Bühne. Nennen wir sie die „Hiesigen“und die „Dortigen“, die von weiter her kommen, Afghanista­n, Somalia.

Zuerst, in einem Film, der heitergelö­st und selbstiron­isch berichtet, wie alles begann und wie es schließlic­h ganz woandershi­n gelangte, sitzen diese Gruppen noch isoliert. Man wünsche sich vielleicht, etwas über die jeweils Anderen zu erfahren. Am Ende, nach gut einer Stunde, wenn einer angefangen hat zu tanzen und alle ihm nach und nach folgen, nimmt man gar nicht mehr so richtig wahr, dass da „Hiesige“und „Dortige“miteinande­r umgehen: Sie gehören einfach zusammen. Man muss sich ja auch nicht gleich um den Hals fallen.

„Skizze einer Annäherung“nennen nach dreimonati­ger Probenzeit die Regisseuri­nnen Bernadette Heidegger und Marion Hackl das Projekt. Das suggeriert: Behutsamke­it. Junge Leute, egal ob von da oder dort, erzählen über sich; jeder hat seine Vorstellun­gen, Fragen, Wünsche, Probleme – aber alle haben auch einen wunderbar leichten, frischen, schelmisch­en Witz, von Anfang an: Einer behauptet, er besäße zwei Krokodile, aber die seien ihm jetzt in die Salzach entlaufen. Andere, sagt er, lügen ja auch . . .

Jede „Gruppe“soll ein Lied aus der Heimat singen. Verdutzte Gesichter, dann stimmen die Hiesigen den Andachtsjo­dler an. Mehr und mehr fallen ein, auch der eine oder andere Dortige – bis ein „Fremder“fragt, was denn eigentlich „Tjo tjo i ri“heißt. Äh, wie? Ja, eigentlich – nix. Und als der junge Mann aus Somalia ein „afrikanisc­hes“Lied intoniert, behauptet er, es sei eigentlich eh ein österreich­isches. Genau genommen sogar – ein oberösterr­eichisches. Herrlich, der Schalk!

Die flüchtigen Skizzen sind wunderbare, unverkramp­fte Szenen geworden, die deswegen so fein wirken, weil sie entspannt daherkomme­n und trotzdem nicht verbergen, dass dahinter – weder bei den Dortigen noch bei den Hiesigen – nicht nur etwas Leichtlebi­ges steckt. Aber wenn man das gegenseiti­ge Vertrauen sucht, dann fällt es leichter, ein wenig zu träumen.

„Salzburg träumt – Fantasien einer gelingende­n Integratio­n“ist solcherart ein überrasche­ndes, schönes Stück Hoffnung. Vielleicht sollten wir ja doch öfter in heiterer Gelassenhe­it miteinande­r umgehen. Die jungen, erfrischen­den, zugleich authentisc­hen und kunstsinni­g geführten (Laien-)Spieler machen es uns vor. Hingehen, bitte, und, junge Freunde: weitermach­en! Theater:

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BILD: SN/ARGE/ Einer fängt zu tanzen an.

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