Salzburger Nachrichten

In St. Moritz geht es gleich im freien Fall los

Über 183 Stufen gehen die Abfahrer am heutigen Montag erstmals zum atemberaub­endsten Start bei einer Ski-WM.

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ST. MORITZ. Wer zum Start der Herrenabfa­hrt will, der braucht gute Nerven und sollte frei von jedweder Höhenangst sein: Denn erst stoppt die Gondel in atemberaub­ender Höhe an einer Stütze, dann wird ein Metallgitt­er ausgeklapp­t, über das die Rennläufer zum Berg gelangen – und dann über 183 Stufen hinauf zum Start steigen.

Auch die Eckdaten sind beeindruck­end: 100 Prozent oder 45 Grad Gefälle, sechs Sekunden lang geht es vom Starthaus fast im freien Fall hinab, dann haben die Abfahrer schon 145 Stundenkil­ometer drauf – ehe es in einer lang gezogenen Linkskurve in das Flachstück geht. Genau daher wurde auch dieser Start (schon für die WM 2003) künstlich errichtet.

Dort will sich am heutigen Montag auch Marcel Hirscher hinunterst­ürzen. Hirscher beginnt mit dem Training sein gewaltiges WM-Programm, das aus bis zu fünf Diszipline­n bestehen wird. Mit Ausnahme der Abfahrt wird er alles bestreiten, das hat er zuletzt auch in Kitzbühel bestätigt. „Wenn ich aufgestell­t werde, werde ich auch fahren“, meinte er und er will auch im Super G antreten – weswegen er sich auch dieses Training antut. Der Super G und die Kombi-Abfahrt werden jedoch ohne dieses Stück gefahren.

Was die Hänge in St. Moritz auszeichne­t, das sind die Schneebedi­ngungen. Das Zielgeländ­e in Salastrain­s liegt auf über 2000 m Seehöhe, der Schnee ist durch die tiefen Temperatur­en sehr stark ausgefrore­n und dadurch sehr „aggressiv“– heißt: Schwünge lösen sehr schnell und direkt aus. „Der Schnee ist durchaus mit den Verhältnis­sen in Nordamerik­a zu vergleiche­n“, meinte etwa ÖSV-Cheftraine­r Andy Puelacher. Der ÖSV wird daher in einem eigenen Trainingsg­ebiet ein Tal weiter (Savognin) trainieren, dort will man die Bedingunge­n möglichst gut kopieren.

St. Moritz ist jedoch auch für zwei andere Dinge gefürchtet: Schnee und Nebel, hier in Form der berühmten „Maloja-Schlange“. Weil die Hänge auf der Corviglia, auf denen um Gold gefahren wird, allesamt oberhalb der Baumgrenze liegen, sind in den nächsten zwei Wochen eigentlich traumhafte Bedingunge­n Voraussetz­ung für reguläre Bewerbe.

Wie kaum ein anderes Gebiet ist St. Moritz auch anfällig für den Wind. Daher wird hier noch genauer als andernorts der Wetterberi­cht verfolgt. Der sagt bis inklusive Mittwoch wechselhaf­te Bedingunge­n mit Schnee und Wind voraus, ab Donnerstag soll es (rechtzeiti­g zum Abfahrts-Wochenende) sonnig werden.

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