Der Cheftrainer braucht das richtige Gespür
Mit einem riesigen Kader nimmt Fußballmeister Red Bull Salzburg die Frühjahrssaison in Angriff. 30 Profis kämpfen um elf Plätze in der Startformation.
SALZBURG. Wenn erhöhter Konkurrenzkampf die Leistung jedes Einzelnen noch einmal steigert, dann können sich die Rivalen von Red Bull Salzburg in den nächsten Monaten warm anziehen. Denn Österreichs Serienmeister startet mit einem riesigen Kader in die am Samstag (18.30 Uhr) mit dem Heimspiel gegen St. Pölten beginnende Frühjahrsmeisterschaft der Fußball-Bundesliga. Der Kampf um die elf Stammplätze wird beinhart werden, mit einem Fixleiberl darf kaum ein Bullen-Profi rechnen.
Salzburg-Trainer Óscar García betonte im Trainingslager in Dubai in der vergangenen Woche, dass er lieber mit einem kleineren Kader arbeiten würde. Daher werden auch Angreifer Mergim Berisha und Abwehrspieler Igor, die in der Vorbereitung mit dem Profikader trainierten, in Zukunft nicht nur beim Farmteam FC Liefering regelmäßig zum Einsatz kommen, sondern auch beim Team in der Ersten Liga die Übungseinheiten absolvieren. Sollte aber beim Titelverteidiger Handlungsbedarf bestehen, können Berisha und Co. jederzeit hochgezogen werden. Der Nationalspieler aus Ghana, Samuel Tetteh, der erst am Mittwoch vom Afrika-Cup zurückkehrt, wird hingegen unter Óscar García die Saison in Angriff nehmen.
Stammplätze scheinen beim Unternehmen Titelverteidigung nur ganz wenige Bullen-Profis zu haben. Torhüter Alexander Walke ist unumstritten. Auch Andreas Ulmer als linker Verteidiger darf damit rechnen, gesetzt zu sein. Denn Stefan Stangl, der in der vergangenen Wintertransferzeit einige Anfragen ausgeschlagen hat, spielt in den Überlegungen des Trainers keine Rolle. Auch Kapitän und Toptorjäger Jonatan Soriano sollte seinen Platz im Angriff sicher haben. Aber wer stürmt neben Soriano? Dimitri Oberlin schoss sich im vergangenen Herbst bei Tabellenführer Altach an die zweite Stelle der Torschützenliste. So gesehen wäre das Duo Soriano/Oberlin die logische Variante für den Saisonstart in einer Woche. Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund ist überzeugt, dass es sich positiv bemerkbar machen wird, dass Oberlin nicht weiter verliehen wurde. „Dimitri hat sich in Altach hervorragend entwickelt und soll nun auch bei uns mehr Spielzeit bekommen. Ich bin auch zuversichtlich, dass sich die beiden Youngsters Samuel Tetteh und Mergim Berisha sehr gut entwickeln werden, obwohl der Konkurrenzdruck im Team natürlich sehr hoch ist“, sagte Freund.
Da in der Vorbereitungsphase Routinier Christoph Leitgeb nach langer Verletzungspause einen guten Eindruck hinterließ und auch keinem Zweikampf aus dem Weg ging und Flügelflitzer Wanderson nach Verletzung und FIFA-Sperre wegen Vertragsungereimtheiten Anfang März wieder spielberechtigt ist, kommt es auch im Mittelfeld zum großen Gedränge. Im Gegensatz zu vergangenen Jahren, in denen sich zum Beispiel unter Trainer Roger Schmidt die erste Elf praktisch von selbst aufstellte, überwiegt im aktuellen Bullen-Kader leistungsmäßig die Ausgeglichenheit. Es ragt kein Profi heraus, es fällt aber auch keiner richtig ab. Für Cheftrainer Óscar García bieten sich daher überaus viele Möglichkeiten, wie er die Gegner bei seiner Aufstellung überraschen kann. Red Bull Salzburg wird im Frühjahr 2017 jedenfalls ganz schwer auszurechnen sein. Bei der Jagd auf Tabellenführer Altach könnte diese Unberechenbarkeit zum großen Plus im Kampf um den vierten Titel in Serie werden.
Verletzungen und mögliche Sperren werden die Schlagkraft der Salzburger bei diesem großen, für österreichische Verhältnisse auch qualitativ sehr hochwertigen Kader nicht entscheidend verringern. Óscar García muss jetzt nur das richtige Gespür beweisen und jeweils die elf Richtigen in der Anfangsformation nominieren.