Golf-Araber sehen sich als Krisengewinner
Der neue Konflikt zwischen dem Iran und den USA dient ihren geostrategischen Interessen.
TEHERAN, RIAD. Die vier Monate alte Fatemeh Reshad war eine der Ersten, die von dem richterlichen Stopp des Einreiseverbots für Menschen aus mehrheitlich muslimischen Staaten profitierten. Das Baby aus dem Iran wird in den kommenden Tagen in einer amerikanischen Kinderklinik am Herzen operiert werden. Die Regierung in Teheran reagierte auf die Aufhebung des Einreisestopps mit der Ausstellung von Visa für die amerikanische Ringernationalmannschaft.
Doch Beobachter halten ein größeres iranisches Entgegenkommen für vorerst ausgeschlossen. Die Raketentests, die neue US-Sanktionen ausgelöst haben, sollen weitergehen. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump liege falsch, wenn sie davon ausgehe, den Iran mit Druck zum Einlenken zu zwingen, betont der britische Iran-Analyst Mahan Abedin in einem Beitrag für das Internetportal „Middle East Eye“.
Der Iran betrachte seinen modernen Raketenschutzschirm, so Abedin, vor allem deshalb als überlebenswichtig, weil die Luftwaffe zur Landesverteidigung fast unbrauchbar sei. Die meisten Maschinen seien inzwischen mehr als 40 Jahre alt. Irans Nachbarstaaten auf der Arabischen Halbinsel hätten dagegen mit Milliardenbeträgen ihre Luftwaffen ständig modernisieren können. Die Rüstungsausgaben von Saudi-Arabien seien fast zehn Mal so hoch wie die des Iran.
Vom Iran „bedroht und attackiert“sehen sich die Machthaber in Riad aber dennoch. Erst in der vorletzten Woche hatten die jemenitischen Huthi-Milizen im Roten Meer eine saudische Fregatte mit einer wohl von Iran gelieferten Antischiffsrakete in Brand geschossen. Die USA schickten daraufhin mehrere Kriegsschiffe in die Region, was arabische Analysten als Zeichen für eine „bevorstehende Konfrontation zwischen Iranern und Amerikanern“werteten.
Präsident Barack Obama hat den Iran mit dem Abschluss des Atomabkommens aus der internationalen Isolation geführt. Dass Donald Trump nun ganz andere Wege geht, wird auf der Arabischen Halbinsel mit Zufriedenheit und unverhohlener Schadenfreude registriert. Das Vorgehen der neuen Regierung in Washington dient offenkundig den geostrategischen Interessen der Golf-Araber. Ein geschwächter Iran, so die vage Hoffnung, wäre wohl gezwungen, sich aus dem arabischen Nahen Osten zurückzuziehen.
Beobachter in Teheran halten eine solche Entwicklung für unwahrscheinlich. Unter der Bevölkerung habe der Konfrontationskurs der Trump-Regierung zwar für Verunsicherung gesorgt. Trotz seiner mitunter irrationalen Rhetorik werde der neue amerikanische Präsident aber keine direkte militärische Konfrontation mit dem Iran riskieren.
„Ein Tanz auf zwei Hochzeiten, gegen uns und die Terrormiliz IS, das kann und wird sich Trump nicht leisten“, betonte ein Mitarbeiter des iranischen Außenministeriums im SN-Gespräch. „Im Kampf gegen die islamischen Terroristen werden wir mit den Amerikanern an einem Strang ziehen . . .“