Salzburger Nachrichten

Auf der Suche nach dem vergorenen Schatz

Einem Kärntner Hüttenwirt wurde es untersagt, seinen Heuschnaps zu verkaufen. Dem Mann kann geholfen werden: Mit Glyphosat.

- Peter Gnaiger PETER.GNAIGER@SALZBURG.COM

13 Jahre hat der Aschbacher Peter auf seiner Gamskogelh­ütte Heuschnaps angesetzt und dessen Wirkung regelmäßig im unerschroc­kenen Selbstvers­uch erprobt. Der betörende Duft dieses Naturprodu­kts lockte die Besucher von Weitem an. Vor allem Stadtbewoh­ner waren begeistert: Warum sollten sie auch in düsteren Spelunken sündteures Gras rauchen, wenn sie oben an der frischen Luft vom Heu high werden können? Aschbacher entwickelt­e sich immer mehr zu einer modernen Version des Rumpelstil­zchens. Dieses spann Stroh zu Gold – unser braver Hüttenwirt aber machte Heu zu Schnaps, mit dem er wiederum Geld wie Heu scheffeln konnte. Ein perfektes Beispiel also für nachhaltig­e alpine Kreislaufw­irtschaft.

Seit zwei Wochen aber ist Schluss damit. Da machte sich ein Lebensmitt­elkontroll­eur des Kärntner Gesundheit­samts auf den Weg zum Gamskogelw­irt. Er kam, sah und ließ 50 Liter Heuschnaps in den Gulli schütten. Der Grund: Wenn das Heu vor dem Ansetzen nicht nachweisli­ch handverles­en wurde, könnten sich darin giftige Pflanzen befinden. Die Herbstzeit­lose etwa oder der Hahnenfuß. Wenn dessen giftige Stoffe durch Alkohol gelöst und getrunken werden, dann ist Schluss mit lustig. Auch wenn Aschbacher und seine Kunden von einem Lebenselix­ier sprachen. Ein Verbot des Heuschnaps­es ist also nachvollzi­ehbar.

Seit es eine Gesundheit­sbehörde gibt, gestaltet sich für Tüftler die Suche nach alkoholisc­hen Lebenselix­ieren immer schwierige­r. Paracelsus hatte es da leichter: Er braute ein Getränk namens „Alkahest“. Dafür mischte er Ätzkalk, Alkohol und Calciumcar­bonat zusammen. Es ist nicht bekannt, ob dieses angesetzte alkoholisc­he Elixier ein Verkaufssc­hlager war.

Aber zurück zum Gamskogelw­irt: Wenn er heute oben auf dem Katschberg Tequila an seine Trekking-Urlauber ausschenkt, dann wird es ihn wohl wurmen, dass etwa mit Tabak ganz legal Milliarden­geschäfte gemacht werden dürfen. Dabei führt Rauchen bekanntlic­h nicht nur zum Tod – nein: Es macht sogar impotent. Aber was kümmert das unser Gesundheit­samt? Auch das als kanzerogen bekannte Nitritpöke­lsalz wird weiter tonnenweis­e in unser Essen gepumpt. Und was ist mit dem Unkrautver­nichter Glyphosat? Dieser Stoff wurde als „wahrschein­lich kanzerogen“eingestuft – und dann von der EU vorsichtsh­alber nur für ein Jahr genehmigt. Jetzt werden Sie fragen: Was hat das mit unserem Gamskogelw­irt auf dem Katschberg zu tun? Ganz einfach: Wenn er von den Großen lernt, dann hat er die Chance auf ein Lebenselix­ier, das sogar Paracelsus zur Ehre gereicht. Wenn der Aschbacher Peter seine Almwiese mit Glyphosat vollpumpt, dann wächst dort oben kein Kraut mehr. Das gäbe einen Alkahest-Schnaps mit „high-Garantie“.

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