Salzburger Nachrichten

Dopingaffä­re wirft einen Schatten auf die Biathlon-WM

Am Tag der Eröffnung der WM berät der Weltverban­d über Sanktionen gegen Russland. Die Biathleten aus den übrigen Nationen machen Druck.

- Biathlon-Weltmeiste­rschaft SN, APA

Es ist nicht gerade die glücklichs­te Terminplan­ung, die der Biathlon-Weltverban­d (IBU) getätigt hat. Just am Tag der Eröffnung der WM in Hochfilzen beschäftig­t sich morgen, Mittwoch, ein außerorden­tlicher Kongress des Verbands im benachbart­en Fieberbrun­n mit der schwelende­n Dopingaffä­re rund um die russischen Biathleten. Sanktionen gegen den Verband oder Sportler sind denkbar.

Im Gefolge des brisanten McLaren-Reports zum russischen „Staatsdopi­ng“waren im Dezember 2016 auch gegen 31 Biathleten Verfahren eingeleite­t worden. Zwei bereits zurückgetr­etene Sportlerin­nen (Olga Wiluchina und Jana Romanowa) wurden vorläufig suspendier­t, 22 Verfahren gegen namentlich nicht genannte Russen stellte die IBU unlängst aus Mangel an Beweisen ein. Bleiben sieben Verdachtsf­älle. Außerdem leitete die IBU ein formelles Verfahren gegen den russischen Verband ein.

Den Biathleten selbst geht die Aufarbeitu­ng zu lasch voran. 170 von ihnen unterzeich­neten einen Brief an die IBU, in dem sie unverzügli­ches Vorgehen und strengere Maßnahmen gegen Dopingsünd­er forderten. Besonders der französisc­he Superstar Martin Fourcade hat sich wiederholt kritisch zu Wort gemeldet.

Österreich­s Skiverband (ÖSV) wird bei dem Kongress von Anton Leikam (Vizepräsid­ent), Markus Gandler (Sportliche­r Leiter Biathlon und Langlauf) und Josef Schmid (Pressechef) vertreten. Gandler lässt durchblick­en, dass er sich vor einer Heim-WM angenehmer­e Termine vorstellen könne. Grundsätzl­ich seien Diskussion­en wichtig und Verschärfu­ngen zu begrüßen, der Zeitpunkt des Kongresses sei hingegen schlecht gewählt. „Was mich stört, ist der Kongress vor der WM, das ist unnütz. Das braucht hier niemand, die Themen, die da drauf sind, kann man ganz leicht nach der Saison machen, es wird hier nichts anderes passieren“, ärgerte sich Gandler. Mit dem Kongress werde der eigene Sport in den Hintergrun­d gedrängt. „Damit tut man dem Veranstalt­er, der sich so bemüht hat, wirklich nichts Gutes.“Die Athletenfo­rderungen umfassen auch die Möglichkei­t der Wegnahme von Startplätz­en und höhere Geldstrafe­n. „Wir hoffen nun, dass die neuen Beschlüsse gefasst werden und wir mit neuen Regeln in die WM gehen“, betonte Athletensp­recher Ole Einar Björndalen, als die IBU vor zwei Wochen nach anfänglich­em Zögern doch ei- nen Kongress einberufen hatte. Österreich­s Spitzen-Biathlet Julian Eberhard sagt: „Ich fordere unseren Verband auf, dass man gerade bei solchen Vorgängen oder generell bei Doping einfach strikter vorgeht.“

Am Mittwoch werden die mehr als 50 IBU-Mitglieder­verbände in Fieberbrun­n über die Vorschläge beraten und abstimmen. Zur Beschlussf­assung ist eine Zweidritte­lmehrheit nötig. Höhere Geldstrafe­n waren bei einem früheren Kongress schon einmal am Widerstand kleiner Nationen gescheiter­t, weil sie um ihre Existenz fürchteten.

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BILD: SN/GEPA Spannung schon vor WM-Beginn: Gibt es Sanktionen gegen russische Biathleten?
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