Trump übt die Rolle rückwärts
Mit haarsträubenden Äußerungen ist Donald Trump auf die Weltbühne gestürmt. Mittlerweile ist der neue US-Präsident dabei, die falschen Kurssetzungen für Amerikas Außenpolitik reihenweise zu revidieren.
Trump hat die NATO als „obsolet“bezeichnet. Nun schwört Amerika der Allianz neuerlich Treue. Trump hat Japan mit der Bemerkung vor den Kopf gestoßen, dass der Verbündete sich ja eigene Atomwaffen beschaffen könne. Inzwischen versichert Trump, dass die Allianz mit Japan ein Grundstein von Frieden und Stabilität in Asien sei. Trump hat zuerst mit Taiwan geflirtet. Jetzt bekräftigt er das den kommunistischen Herrschern in Fernost so wichtige Prinzip, dass Peking allein China vertrete. Erst stellt sich Trump ganz auf die Seite des Hardliners Benjamin Netanjahu. Dann betont er, dass Israels Siedlungsbau ein Friedenshindernis in Nahost sei.
Wieso dieser Zickzackkurs? Weil in Trumps Team zusehends die Pragmatiker wie der Außenminister oder der Pentagon-Chef an Gewicht gewinnen. Sie wissen, wie komplex weltpolitische Probleme sind. Dass man Japan braucht, um China einzudämmen. Dass man China braucht, um Nordkorea unter Kontrolle zu bringen. Dass man die arabischen Nahost-Staaten braucht, um im Kampf gegen den IS-Terror voranzukommen.
Seufzer der Erleichterung über Signale von Kontinuität sind verfrüht. Washingtons Weltpolitik enthält noch viele Widersprüche. Trump ist ein Präsident, der Unberechenbarkeit zum Prinzip erklärt. Impulsiv ist seine Art, heterogen ist seine Mannschaft. Trumps Kernkabinett ist hoffentlich eingearbeitet, wenn die erste große internationale Krise kommt.