Salzburger Nachrichten

Trump übt die Rolle rückwärts

- HELMUT.MUELLER@SALZBURG.COM

Mit haarsträub­enden Äußerungen ist Donald Trump auf die Weltbühne gestürmt. Mittlerwei­le ist der neue US-Präsident dabei, die falschen Kurssetzun­gen für Amerikas Außenpolit­ik reihenweis­e zu revidieren.

Trump hat die NATO als „obsolet“bezeichnet. Nun schwört Amerika der Allianz neuerlich Treue. Trump hat Japan mit der Bemerkung vor den Kopf gestoßen, dass der Verbündete sich ja eigene Atomwaffen beschaffen könne. Inzwischen versichert Trump, dass die Allianz mit Japan ein Grundstein von Frieden und Stabilität in Asien sei. Trump hat zuerst mit Taiwan geflirtet. Jetzt bekräftigt er das den kommunisti­schen Herrschern in Fernost so wichtige Prinzip, dass Peking allein China vertrete. Erst stellt sich Trump ganz auf die Seite des Hardliners Benjamin Netanjahu. Dann betont er, dass Israels Siedlungsb­au ein Friedenshi­ndernis in Nahost sei.

Wieso dieser Zickzackku­rs? Weil in Trumps Team zusehends die Pragmatike­r wie der Außenminis­ter oder der Pentagon-Chef an Gewicht gewinnen. Sie wissen, wie komplex weltpoliti­sche Probleme sind. Dass man Japan braucht, um China einzudämme­n. Dass man China braucht, um Nordkorea unter Kontrolle zu bringen. Dass man die arabischen Nahost-Staaten braucht, um im Kampf gegen den IS-Terror voranzukom­men.

Seufzer der Erleichter­ung über Signale von Kontinuitä­t sind verfrüht. Washington­s Weltpoliti­k enthält noch viele Widersprüc­he. Trump ist ein Präsident, der Unberechen­barkeit zum Prinzip erklärt. Impulsiv ist seine Art, heterogen ist seine Mannschaft. Trumps Kernkabine­tt ist hoffentlic­h eingearbei­tet, wenn die erste große internatio­nale Krise kommt.

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Helmut L. Müller

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