Salzburger Nachrichten

„Rechtsauße­n“soll die AfD verlassen

Die Alternativ­e für Deutschlan­d will Björn Höcke aus der Partei werfen. Das heizt den internen Machtkampf bei den Rechtspopu­listen an.

- Das Holocaust-Denkmal in Berlin, das Björn Höcke im Jänner in einer Rede als „Denkmal der Schande“bezeichnet­e.

BERLIN. Überrasche­nd hat die AfDSpitze gestern, Montag, in einer Telefonkon­ferenz beschlosse­n, jetzt doch ein Ausschluss­verfahren gegen Björn Höcke, den Frontmann des rechten Parteiflüg­els, einzuleite­n. Anlass ist eine Rede des thüringisc­hen Landesvors­itzenden vor vier Wochen in Dresden. Dort forderte der ehemalige Geschichte­lehre, den Blick auf die deutsche Vergangenh­eit neu auszuricht­en. Er kritisiert­e insbesonde­re das Holocaust-Mahnmal in Berlin. „Wir Deutschen sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.“Helfen gegen diese „dämliche Bewältigun­gspolitik“könne nur eine „erinnerung­spolitisch­e Wende um 180 Grad“, sagte Höcke.

Die Rede hatte landesweit eine Welle der Empörung ausgelöst. Die AfD-Spitze lehnte es aber zunächst ab, ein Verfahren gegen ihr Mitglied am äußeren rechten Rand der Partei einzuleite­n. Starkgemac­ht hatten sich für Höcke vor allem Frauke Petrys Co-Parteichef Jörg Meuthen sowie der Vizechef der Partei, Alexander Gauland. Sie gehörten auch an diesem Montag zu Höckes Fürspreche­rn, konnten sich aber gegen den Rest des Vorstands, der sich auf die Seite von Petry stellte, nicht durchsetze­n.

Bislang hat Petry erfolglos gegen Höcke und seinen Rechtskurs angekämpft. Im innerparte­ilichen Machtkampf musste sie sich vor allem gegen Meuthen und Gauland wehren. Erst letzte Woche erlitt die Parteichef­in eine Schlappe, als die Basis ihr in einer Abstimmung eine alleinige Kandidatur als Spitzenkan­didatin bei der Bundestags­wahl verweigert­e. Das war Wasser auf die Mühlen von Meuthen und Gauland, die eine Alleinkand­idatur immer abgelehnt hatten.

Angesichts sinkender Umfragewer­te hat nun offenbar ein Meinungsum­schwung im Parteivors­tand eingesetzt. Höckes Äußerungen zum Holocaust-Denkmal zogen in den vergangene­n Tagen und Wochen weite Kreise. Probleme gibt es dadurch auch bei den Vorbereitu­ngen zum nächsten Parteitag Ende April in Köln. Das Maritim-Hotel, wo der Parteitag abgehalten werden soll, hat Höcke wegen seiner Äußerungen ein Hausverbot erteilt – in allen seinen Häusern.

Der Antrag auf Ausschluss aus der Partei könnte nun zu einer Spaltung der AfD führen. „Wenn ein Parteiauss­chluss wirklich wirksam würde, dann fürchte ich, dass uns unsere aktivsten Parteimitg­lieder verlassen“, warnte Gauland am Montag. Vor zwei Jahren waren Bernd Lucke, Mitgründer der Partei, und andere wegen des Rechtskurs­es aus der AfD ausgetrete­n.

Höcke selbst hat das Verfahren gegen ihn am Montag relativ knapp kommentier­t. „Die Entscheidu­ng des Bundesvors­tands habe ich mit Bedauern und in tiefer Sorge um die Einheit der Partei zur Kenntnis genommen“, teilte er mit. Der Beschluss sei aus seiner Sicht machtpolit­isch motiviert und besitze das Potenzial zur Spaltung der AfD. Er sei überzeugt, nicht gegen die Grundsätze der Partei verstoßen zu haben, sagte Höcke. „Dem Verfahren sehe ich gelassen entgegen.“

Höcke steht an der Spitze des rechten Parteiflüg­els, der sich kurz „Der Flügel“nennt. Der 44-Jährige ist schon mehrfach mit fremdenfei­ndlichen Sprüchen und rassi- schen Theorien aufgefalle­n. So dozierte er vor zwei Jahren über verschiede­ne Menschenty­pen in Afrika und Europa. Die Dominanz des „lebensbeja­henden afrikanisc­hen Ausbreitun­gstyps“führe zu einem Bevölkerun­gsüberschu­ss von dreißig Millionen Menschen pro Jahr, sagte Höcke damals.

„Solange wir bereit sind, diesen Bevölkerun­gsüberschu­ss aufzunehme­n, wird sich am Reprodukti­onsverhalt­en der Afrikaner nichts ändern.“

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BILD: SN/APA (DPA)/MAURIZIO GAMBARINI
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„Ich sehe das Verfahren gelassen.“Björn Höcke, AfDLandesv­orsitzende­r

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