Misshandelte Vater sein Baby zu Tode?
Mit schweren Verletzungen wird ein erst wenige Monate alter Bub ins Krankenhaus eingeliefert. Die Ärzte haben einen schlimmen Verdacht.
Mit einem schockierenden Fall beschäftigt sich derzeit die Staatsanwaltschaft St. Pölten. Nach dem Tod eines dreieinhalb Monate alten Buben wird gegen die Eltern ermittelt. Der Verdacht: Tod durch Misshandlungen.
In der Nacht auf Sonntag ging bei der Rettungsleitstelle Niederösterreich ein Notruf ein. Kurz darauf standen Notarzt und Sanitäter in der St. Pöltner Wohnung der jungen Familie. Wer die Rettung gerufen hat, ist Gegenstand der Ermittlungen. Medienberichten zufolge soll der 33-jährige Kindsvater selbst die Rettungskräfte alarmiert haben, die Staatsanwaltschaft bestätigt das nicht. Die Mutter (30) soll zur Tatzeit nicht in der Wohnung gewesen sein.
Da das Baby schwere Verletzungen aufwies, schlugen der Notarzt und die Ärzte im Landesklinikum St. Pölten Alarm. Im Spital wurden ein Schädelbruch, mehrere Rippenbrüche sowie Hämatome festgestellt. Das Baby wurde am Sonntag in das Wiener Donauspital verlegt. Dort erlag der Bub kurz darauf seinen schweren Verletzungen.
„Aufgrund der Verletzungen hat sich der Verdacht eines Fremdverschuldens ergeben“, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten, Karl Wurzer. Der Vater wurde festgenommen und von den Ermittlern befragt. Ermittelt werde wegen Körperverletzung mit tödlichem Ausgang bzw. wegen Quälens oder Vernachlässigens unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen, sagte Wurzer. Die Mutter wurde auf freiem Fuß angezeigt.
Die Ermittler müssen herausfinden, von wann die schweren Verletzungen des Buben stammen. „Eine Obduktion wurde deshalb angeordnet“, erklärt der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die ersten Ergebnisse sollen heute, Dienstag, vorliegen. Ob Untersuchungshaft für den Vater beantragt wird, ist noch offen. Das zweite Kind des Paares, ein eineinhalb Jahre alter Bub, wurde in die Obhut des Jugendamts gegeben. Unklar ist bislang, ob die Familie bereits amtsbekannt war. Die Familien- und Jugendanwältin Monika Pinterits zeigte sich schockiert über den Fall: „Es gibt Schätzungen, dass bis zu fünf Prozent der Eltern massiv gewalttätig sind. Und da reden wir nicht von der demütigenden Ohrfeige, sondern von Gewaltanwendung zum Teil mit Gegenständen“, erklärte die Expertin auf SN-Nachfrage. Das Verhältnis von gewalttätigen Vätern und Müttern halte sich die Waage.
Zuletzt erschütterten zwei Fälle von tödlichem Misshandlung von Kleinkindern die Öffentlichkeit. Erst im Jänner wurde der 28jährige Vater der kleinen Leonie zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Laut Richterspruch soll er im Jahr 2014 seine damals dreijährige Tochter zur Strafe unter eine heiße Dusche gestellt haben. Die Eltern verständigten erst Stunden nach dem Vorfall die Rettung. Das Kind verstarb wenige Tage später im Krankenhaus.
Davor hatte der Fall Luca für Aufsehen gesorgt. Der 17 Monate alte Bub starb Ende 2007 an den Folgen von schweren Misshandlungen. Der Freund der Kindsmutter wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, die Mutter zu einem Jahr Haft.