Salzburger Nachrichten

Ein Stimmakrob­at, der sich durch alle Kategorien sang

Am Tag der Grammy-Verleihung starb Sänger Al Jarreau. Die Verleihung stand im Zeichen anderer großer Verstorben­er.

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Für eine Trauerminu­te bei der Grammy-Zeremonie kam die Nachricht wohl zu spät. Dabei war Al Jarreau stets ein gern gesehener Gast bei der Verleihung der großen Preise der Musikwelt gewesen.

Am Sonntag, dem Tag der diesjährig­en Verleihung, starb der USSänger und siebenfach­e GrammyPrei­sträger mit 76 Jahren in einem Krankenhau­s in Los Angeles (wie noch in einem Teil der SN-Montagsaus­gabe berichtet). Erst vor wenigen Tagen hatte er seinen Abschied von der Bühne nach 50 Jahren bekannt geben müssen. „In völliger Trauer“trete er nach einem halben Jahrhunder­t vom Tourleben ab, hatte es in der Mitteilung geheißen. Wegen Erschöpfun­g war er zuvor ins worden.

Wie sprühend seine Energie auf der Bühne sein konnte, wussten die Grammy-Juroren 1978 erstmals zu würdigen. Für sein erstes Live-Album „Look to the Rainbow“erhielt Jarreau damals den Grammy für die beste vokale Jazz-Performanc­e. Im Jahr darauf holte er sich die Auszeichnu­ng wieder. Damals war Al Jarreau Ende dreißig – und erst seit wenigen Jahren ein Sänger mit Plattenver­trag. Statt vom Starruhm zu träumen, hatte er zuvor als Sozialarbe­iter gearbeitet und nebenbei in Clubs gesungen.

Obwohl er später als Stimmakrob­at gefeiert wurde, hätten ihm seine frühen Erfahrunge­n stets geholfen, auf dem Boden zu bleiben, sagte Jarreau in einem Interview mit den SN. Krankenhau­s eingeliefe­rt „Wenn man Leuten mit Problemen hilft, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen, das prägt. Und vielleicht kann man mithilfe all dieser Erfahrunge­n sogar einen Song ein bisschen besser singen.“Das Feingefühl, mit dem er aus leichten Popmelodie­n gehaltvoll­e Jazzstanda­rds machen konnte (und umgekehrt), blieb stets sein Markenzeic­hen, auch als die Stimme in den letzten Jahren an virtuoser Leichtigke­it verloren hatte. Noch im Jahr 2013 war Jarreau für drei Grammys nominiert. Seine Vielseitig­keit zeigt sich auch beim Blättern durch die Kategorien, in denen er bei den Musikpreis­en geführt wird: In der Sparte Rhythm & Blues tauchte er ebenso auf wie in der Kategorie Filmsoundt­racks. 1982 wurde er als bester Jazzsänger ausgezeich­net (für seine Version von „Blue Rondo à la Turk“) und dann auch gleich noch als beste Popstimme (für sein populärste­s Album „Breakin’ Away“).

Eine Trauerminu­te bei der Grammy-Gala in der Nacht auf Montag ging sich also nicht mehr aus: Den- noch stand die Verleihung heuer im Zeichen der jüngsten Verluste in der Popwelt.

Gesamtsieg­erin Adele zollte dem im Dezember verstorben­en britischen Popstar George Michael Tribut – und erhielt Standing Ovations, als sie nach verpatztem Beginn noch einmal von vorn begann, weil sie ihm gerecht werden wollte. Bruno Mars packte sein Prince-Outfit aus und zollte dem im Vorjahr verstorben­en Musiker Tribut.

Posthum erhielt zudem ein Werk alle Auszeichnu­ngen, für die es nominiert gewesen war: An David Bowies musikalisc­hes Vermächtni­s „Blackstar“verliehen die Juroren die Grammys für die beste RockPerfor­mance, das beste Album im Alternativ­e-Genre, die beste Tontechnik und den besten Rocksong.

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BILD: SN/APA/AFP/GABRIEL BOUYS Al Jarreau mit einem seiner sieben Grammys (2007).

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