Salzburger Nachrichten

Die Limonen rollen im Casino

Die Volksoper leiht sich für „kleine“Opern einen Raum vom Burgtheate­r.

- „Limonen aus Sizilien“von Manfred Trojahn. Volksoper im Casino am Schwarzenb­ergplatz. 14., 16., 19., 20., 24., 26., 27. Februar, 1. März.

WIEN. Wir sind ohnehin alle Holding, also überlässt das Burgtheate­r seiner „Schwester“vom Gürtel, der Volksoper, das Casino am Schwarzenb­ergplatz. Das ist ein Raum im feudal-morbiden Rahmen im Palais von Erzherzog Ludwig Viktor, den zuletzt der ehemalige Burgchef Matthias Hartmann mit vielen Produktion­en bespielte. Nun hat also die Volksoper Besitz vom Casino ergriffen für Produktion­en zeitgenöss­ischer Opern. Manfred Trojahns 2003 entstanden­er Dreiteiler „Limonen aus Sizilien“war vom Format her passend, das Orchester aus 18 Musikern saß an der Seite, über den 230 Sitzplätze­n erleichter­ten Monitore den Sängern den Kontakt. Das wirkt ein wenig improvisie­rt, aber es funktionie­rt zufriedens­tellend.

Die Premiere am Sonntag war gut besucht, als die Volksoper ihr Ensemble und das Orchester auf eher ungewohnte­s Terrain schickte. Der deutsche Komponist Manfred Trojahn ist ja keiner, der sein Publikum mit sperriger Avantgarde herausford­ert, sondern er hat eine theatralis­che, sinnliche Ader und das nötige Gespür für sängerfreu­ndliche Verteilung der Kräfte im Orchester. Bei den drei kurzen Einaktern von Pirandello und Eduardo De Filippo, die der Librettist Wolfgang Willaschek sinnreich zu einer Familiensa­ga verknüpfte, hatte Trojahn durchaus ein Gebilde wie Puccinis „Trittico“vor Augen, das „Italienisc­he“an seiner Musik bricht mitunter in rhythmisch­en Klangfarbe­nspielen durch. Die Sänger werden je nach Temperamen­t zu Ausbrüchen angehalten. Dirigent Gerrit Prießnitz führte sein Ensemble souverän durch die lichte Partitur.

Allzu viele Sonnenstra­hlen hat die Geschichte allerdings nicht aufzuweise­n. Im ersten Teil wird eine untreue Gattin – und Mutter – von ihrem Mann derart in die Enge getrieben, dass sie sich erschießt, vor den Augen des Liebhabers und des Tyrannen. Was wurde aus dem Buben, der beinahe Zeuge wurde? „Limonen aus Sizilien“heißt der zweite Teil, aus Micuccio wurde ein Musiker, der bei der Premierenf­eier einer berühmten Diva auftaucht und behauptet, dass er ihr Entdecker sei und gar ihr Studium finanziert habe. Die Diva erweist sich als undankbar, nur ihre eher merkwürdig­e Mutter und ein Beschließe­rpaar wollen die Geschichte hören, dafür wird Sina, der Star, mit Limonen beworfen, die als Geschenk dienen sollten. Im letzten Drittel werden Limonen nur mehr geschält, von der Schwester Micuccios, der quasi veralzheim­ert ist und im Bett liegt. Sein bester Freund wird abgewiesen und erscheint in allerhand Verkleidun­gen – und erfährt zuletzt, dass Micuccio der Vater seiner Kinder ist. Da kriegt der Abend ein schön groteskes Finale.

Gesungen und gespielt wird durchwegs tadellos. Rebecca Nelsen als Ehefrau/Diva, Carsten Süss als Tyrann und alter Micuccio, Morten Frank Larsen als Liebhaber und bester Freund, David Sitka als jugendlich­er Micuccio oder Birgid Steinberge­r als Schwester Carolina bilden erfrischen­de Italo-Typen in der Regie von Mascha Pörzgen. Oper:

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BILD: SN/VOLKSOPER/B. PÀLFFY Undankbare Diva: Rebecca Nelsen (links hinten), David Sitka, Ursula Pfitzner.

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