Die Limonen rollen im Casino
Die Volksoper leiht sich für „kleine“Opern einen Raum vom Burgtheater.
WIEN. Wir sind ohnehin alle Holding, also überlässt das Burgtheater seiner „Schwester“vom Gürtel, der Volksoper, das Casino am Schwarzenbergplatz. Das ist ein Raum im feudal-morbiden Rahmen im Palais von Erzherzog Ludwig Viktor, den zuletzt der ehemalige Burgchef Matthias Hartmann mit vielen Produktionen bespielte. Nun hat also die Volksoper Besitz vom Casino ergriffen für Produktionen zeitgenössischer Opern. Manfred Trojahns 2003 entstandener Dreiteiler „Limonen aus Sizilien“war vom Format her passend, das Orchester aus 18 Musikern saß an der Seite, über den 230 Sitzplätzen erleichterten Monitore den Sängern den Kontakt. Das wirkt ein wenig improvisiert, aber es funktioniert zufriedenstellend.
Die Premiere am Sonntag war gut besucht, als die Volksoper ihr Ensemble und das Orchester auf eher ungewohntes Terrain schickte. Der deutsche Komponist Manfred Trojahn ist ja keiner, der sein Publikum mit sperriger Avantgarde herausfordert, sondern er hat eine theatralische, sinnliche Ader und das nötige Gespür für sängerfreundliche Verteilung der Kräfte im Orchester. Bei den drei kurzen Einaktern von Pirandello und Eduardo De Filippo, die der Librettist Wolfgang Willaschek sinnreich zu einer Familiensaga verknüpfte, hatte Trojahn durchaus ein Gebilde wie Puccinis „Trittico“vor Augen, das „Italienische“an seiner Musik bricht mitunter in rhythmischen Klangfarbenspielen durch. Die Sänger werden je nach Temperament zu Ausbrüchen angehalten. Dirigent Gerrit Prießnitz führte sein Ensemble souverän durch die lichte Partitur.
Allzu viele Sonnenstrahlen hat die Geschichte allerdings nicht aufzuweisen. Im ersten Teil wird eine untreue Gattin – und Mutter – von ihrem Mann derart in die Enge getrieben, dass sie sich erschießt, vor den Augen des Liebhabers und des Tyrannen. Was wurde aus dem Buben, der beinahe Zeuge wurde? „Limonen aus Sizilien“heißt der zweite Teil, aus Micuccio wurde ein Musiker, der bei der Premierenfeier einer berühmten Diva auftaucht und behauptet, dass er ihr Entdecker sei und gar ihr Studium finanziert habe. Die Diva erweist sich als undankbar, nur ihre eher merkwürdige Mutter und ein Beschließerpaar wollen die Geschichte hören, dafür wird Sina, der Star, mit Limonen beworfen, die als Geschenk dienen sollten. Im letzten Drittel werden Limonen nur mehr geschält, von der Schwester Micuccios, der quasi veralzheimert ist und im Bett liegt. Sein bester Freund wird abgewiesen und erscheint in allerhand Verkleidungen – und erfährt zuletzt, dass Micuccio der Vater seiner Kinder ist. Da kriegt der Abend ein schön groteskes Finale.
Gesungen und gespielt wird durchwegs tadellos. Rebecca Nelsen als Ehefrau/Diva, Carsten Süss als Tyrann und alter Micuccio, Morten Frank Larsen als Liebhaber und bester Freund, David Sitka als jugendlicher Micuccio oder Birgid Steinberger als Schwester Carolina bilden erfrischende Italo-Typen in der Regie von Mascha Pörzgen. Oper: